Der nicht endende Sommer

Irgendwann im Mai hatten wir uns die zweite Oktoberwoche geblockt für einen entspannten Wellnessurlaub und für einen Urlaub mal ohne Motorrad in 2018 – für eine Tour ist das Wetter ja normal zu unbeständig und kalt. Dieses Jahr ist allerdings alles anders, denn die Aussichten waren mehr als fantastisch, sodass der Vorsatz mal ohne Motorrad was zu unternehmen schnell gecancelt wurde.

1.Tag – ab ins Ötztal

Also Mittwoch extrem früh zur Arbeit um Punkt 12 Uhr Feierabend machen zu können. Dann schnell nen kleines Gepäck zusammenrichten, aufs Bike schnallen und ab in Richtung Alpen – grobes Ziel für den ersten Tag, Ötztal Also auf die Autobahn um mal die ersten Meter schnell zu absolvieren. Um Ulm herum wartete dann der traditionelle Nebel auf uns, welcher aber schnell sich auf der A7 auflöste. Also runter von der Bahn und rein in kleine verschlungene Sträßchen im Voralpengebiet bzw. Allgäu, über den Gaichtpass runter nach Weißenbach, dort beim MPreis ein leckeres Päuschen und dann weiter über ein quasi leeres Hahntennjoch.

Ein komplett leeres Hahntennjoch erlebt man auch selten – was für eine tolle Abendstimmung

Mal schön auf der sonst hochfrequentierten Strecke alleine cruisen zu können. Inzwischen ja vielerorts mit Tempo 60 versehen, was eigentlich auch vollkommen ok ist, da trotz neuem Belag der Grip hier nicht zu den Besten gehört.

Bis hier her lief alles schon mal blendend, also weiter ins angestrebte Tagesziel Ötztal. Und da noch Zeit bzw. Sonne da war, machten wir nicht Halt wie üblich in Ötz, sondern fuhren noch einige Kilometer weiter rein bis Längenfeld und hier links ab in ein Hochtal nach Gries auf knapp 1.700 Metern Höhe. Hier hatte ich mal von einem schönen Gasthaus am Ende der Straße gehört – Pension Winnebach. Der Wellnessbereich soll schön und die Gasstätte urig sei. Und Wellness war ja eigentlich das Ziel.

Wellness auf 1.700 Metern mit Blick auf den 2.813 Meter hohen Gamskogel

2.Tag – und auf einmal war da der Gardasee

Der Donnerstag begann kalt, also gefühlt kalt für uns, da wir ja inzwischen 5 Grad höher kalibriert sind. 6 Grad zeigte das Thermometer vor dem Haus, jedoch kein Nebel wie vorhergesagt und einen Himmel der ein wundervollen Tag versprach. Na dann gute Grundlage beim Frühstück schaffen, zur Sicherheit die Windstopperweste unter die Kombi und ab zum Timmelsjoch und weiter nach – Fragezeigen.

„Machen wir eine kleine Runde über Meran nach Ratschings? Fahren wir in die Dolomiten? Oder wohin geht´s?“ Erst ging es aber über´s Timmelsjoch, hatten wir doch noch eine „Rückfahrt“ gebucht bei unserer Spontan schön Tour. Leider erwischte uns hier der Nebel und dicke Wolken, sodass 2 Grad und Sicht teilweise unter 20 Meter den Spaß eindämmte. Hatte schon lang nicht mehr so kalte Finger – „perforierte Racer-Handschuhe sind da echt die falsche Wahl!“

Kurz vor Meran, die Sonne erwärmte Land und uns, gab´s eine kleine Kaffeepause und die Idee, wir könnten doch auch runter zum Gardasee, da hier sicher kein Nebel hängen würde und so ne Pizza am See auch was hätte. Na dann, Meran, Gampenpass, durch die fast komplett geernteten Apfelplantagen, Molveno, Porte de Arte und übern Lago di Tonne runter nach Riva. Und da war er dann auch schon zu sehen, der Gardasee. Zwar setzten sich feuchte Luftmassen an diesem Tag etwas fest, sodass es einige Wolken gab, aber es war trocken, 23 Grad warm und die Wetterapp versprach für die kommenden Tage einen Makellosen Himmel.

In Torbole muss man einfach kurz hier halten und an der Eisdiele sich was leckeres holen

3.Tag – Der Weg ist bekanntlich das Ziel

Die Wetterapp hatte tatsächlich Recht, es waren sogut wie keine Wolken mehr zu sehen. Also wieder Grundlage schaffen, noch schnell wehmütig bei einem Espresso auf der Terrasse den See bestaunen, packen und ab nach Ratschings zu Helga, bei der wir schon unzählige tolle Tage verbracht haben.

Da aber eigentlich der Weg das Ziel ist, ging es entspannt am See entlang mit einem kurzen Stopp an dem wohl bekanntesten Gardaseeausblickparkplatz oberhalb Torbole. Ein Dänisches GS-Touren-Paar, die wie er sagte leider mit dem Auto hier eine Woche unterwegs wären, lichteten uns zum x-ten mal hier ab – immer wieder schöne!

Nun weiter nach Rovereto und über die nahezu Bergrennen tauglich SS350 zum Caldonazzosee und über den Passo del Redebus ins Val di Cembra. Jetzt in Richtung Cavalese, Passo di Lavazè, dann links runter Richtung Bolzen und gleich wieder hoch zum Ritten. Dass wir hier nicht an unserer sogenannten „Hochzeitskirche“ vorbeikommen war klar. Also noch schnell das Leistungsgewicht im Hotel Ansitz Kematen verschlechtern und dann weiter ins Sarntal, hoch zum Penser Joch bis nach Rathschings.

Ein ganz besonderer Ort – Hotel Ansitz Kematen. Toller Ausblick, irgendwie immer wunderschönes Wetter und leckeren Kuchen

4.Tag – es geht auch ohne

Wir wollten nicht weg bei dem Wetter und trafen eine fatale Entscheidung, die noch Tage später Auswirkungen haben sollte. Gigantisches Wetter, warum bleiben wir nicht einen Tag hier und wandern ein paar Meter durch die Berge und machen Wellness wie eigentlich die ganze Woche geplant war?

Die Entscheidungsfindung benötigte gefühlt eine Sekunde, unserer Herbergsfrau Helga empfahl uns zur Kuhalm unterhalb des Rosskopfes zu gehen, dann tun wir das. In allem Übermut trieb ich Sus bis rauf zum Gipfel, dann weiter zur Alm und weil es doch eh nur Bergab geht – knapp 1.100 Höhenmeter, auch gleich runter bis zum Hotel. Blöde Idee, denn die letzten 300 Höhenmeter waren so steil, dass die Auswirkung noch 1 Woche später in den Beinen zu spüren war. Aber schön war´s, so schön!

Etwas stimmte uns aber auch nachdenklich – der Motorrad- und Autolärm hoch zum Jaufenpass. Irgendwann nervt es einfach, wenn eine GS – gefühlt waren es eh 95% GSen auf der Straße – mit Sporttopf aus jeder Ecke im ersten Gang rausbeschleunigt oder die AMG-Fraktion meint, es würde gut klingen immer bis kurz nach dem Schaltpunkt durchzuziehen und dies mit einem Knapp zu beweisen (ich persönlich finde, die AMG-Soundtechniker sollten mal bei Audi und vor allem BMW in die Lehre gehen, hier klingt es wenigstens gut!).

Auf jeden Fall stimmte mich diese Lärmbelastung nachdenklich. Natürlich hab ich auch solch eine Vergangenheit, aber Angesicht der Verkehrszunahme und der Möglichkeiten fahren zu können, müssen wir uns alle hier was einfallen lassen, um Gegenseitig Rücksicht zu nehmen.

Zwei Flachländer auf dem 2.189 Meter hohen Monte Cavallo – und es sollte noch viel zu Laufen geben

5.Tag – Nur nicht zu schnell Heim

Ziel heute war, recht schnell aber schön nach Hause zu fahren, da es her ja auch immer was zu tun gibt. Zu schnell waren wir dann auch gleich mal die alte Brennerbundesstraße runter. Denn fast am Ende des Kurvengeschlängels winkte mir die Rennleitung zu ich und bat mich mit nachdrücklichem Blick zum Halten. 19 Km/h zuviel bei 50! Wurde wohl recht weit oben gemessen und runtergefunkt. Tja, er bot uns 20 Euro Verwarnungsgeld an, die ich natürlich sofort annahm und cash beglich. Möchte hier auch mal ne Lanze für die österreichische Rennleitung brechen, denn bei all den bösen Geschichten die hier durchs Netz geistern, hatten wir noch ein tolles Gespräch über Raser und Kontrollen im Allgemeinen und tauschten uns über die Probleme sowie Sinnhaftigkeiten aus. Daher sollte sich jeder merken, wie man in den Wald schreit kommt es zurück!

Eine nette Unterhaltung für 20 Euro – ärgerlich aber halt auch berechtigt

Nun aber noch entspannter weiter über Leutasch nach Garmisch, quer durchs Allgäu bis zum Kloster Irsee für ein leckeres Mittagesasen und dann praktisch direkt über verschlungene Landstraßen bis nach Haus.

Früh zuhause war dann doch wieder ein Vorsatz den wir nicht halten konnten, denn es wurde schon wieder dunkel, dafür hatten wir Eindrücke und Erlebnisse mitgenommen, die einen über den Winter bringen. Es braucht nicht viel im Leben, kleines Gepäck, ne grobe Richtung im Kopf und schönes Wetter – Erlebniswelt Motorrad!

Impressionen unserer Abschlusstour

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