Hochstimmung beim IDM-Saisonfinale in Hockenheim

Die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) verabschiedet sich mit einem Traumwochenende aus der Saison 2019. Die spannenden Rennen waren beste Werbung für den Motorradsport in Deutschland. Den dramatischen Schlusspunkt setzte Gaststarter Marvin Fritz (Neckarzimmern, Yamaha, Bayer Bikerbox). Der 26-jährige IDM Superbike 1000-Champion von 2016 überholte mit einem unglaublichen Manöver in der letzten Kurve des Rennens den zweifachen Meister Ilya Mikhalchik (UKR, BMW, alpha Racing-Van Zon-BMW). Mit 0,272 Sekunden Vorsprung jagte Fritz vor dem zweifachen Meister über die Ziellinie. Rund 17.000 Zuschauer erlebten das IDM-Finale im badischen Motodrom.

In der IDM-Nachwuchsklasse Supersport 300 sicherte sich Angelo Licciardi (BEL, Kawasaki, Benjan Racing – Weber Motos) schon im ersten Rennen den Titel. Dabei reichte dem 21-Jährigen ein dritter Platz. Der Niederländer Rick Dunnik (NLD, Yamaha, ZUWI-HDRacing) festigte mit seinem dritten Saisonsieg und einem zweiten Platz die Vizemeisterschaft.

Angelo Licciardi in der IDM SSP 300

Die letzte Meisterschaftsentscheidung fiel erst beim letzten Rennen des Wochenende: Bei den IDM-Sidecars gewann Andres Nussbaumer und Manuel Hirschi (CHE, LCR-Suzuki, Sidecar Team Hirschi’s Sense) den Titel in der Klasse mit 1000 ccm Hubraum  vor Mike Roscher und Anna Burkard (Großalmerode/CHE, LCR-BMW, RSC-Racing Roscher-Burkard-Penz13). Die extrem spannenden Meisterschaftsläufe des IDM-Finales wurden erstmals per Livestream übertragen. Es war die größte Liveübertragung in der Geschichte der höchsten deutschen Motorrad-Straßenrennserie.

IDM-Gast Marvin Fritz sorgte schon beim ersten Rennen der Königsklasse IDM Superbike 1000 für die nötige Würze. Der Yamaha-Pilot sprengte das BMW-Spitzenduo mit Ilya Mikhalchik und Bastien Mackels (BEL, BMW, Wilbers-BMW-Racing) und kam als Zweiter ins Ziel. Der bereits vorzeitig als Meister feststehende Mikhalchik feierte seinen insgesamt elften Saisonsieg. Hinter dem Drittplatzierten Mackels kam der Schweizer Meister Dominic Schmitter (CHE, Yamaha, HESS Racing) auf den vierten Platz, mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,059 Sekunden vor Marc Moser (Frankfurt a.M., Yamaha, MGM Racing Performance).

Die beiden Yamaha-Fahrer sorgten auch beim zweiten Rennen für ein packende Entscheidungen. Moser übernahm in der Startrunde die Führung, verlor dann aber einige Positionen und wurde am Ende Vierter, nur 0,163 Sekunden hinter Dominic Schmitter. Der Schweizer startete vom Ende des Feldes und wurde sensationell noch Dritter.

Marvin Fritz lässt es rauchen – nicht nur nach dem Finisch

Wegen teilweise noch feuchter Strecke war der Start verschoben worden und alle Teams nutzten die Zeit zum Umbau auf Trockenreifen und -abstimmungen. Bei Julian Puffe, Pepijn Bijsterbosch und Bastien Mackels wurde aber zu lange an den Motorrädern gearbeitet. Sie kassierten jeweils eine 20-Sekunden-Strafe: Mackels verlor dadurch seinen dritten Platz und fiel auf den achten Rang zurück. Auf die Entscheidung um den zweiten und dritten Platz in der Meisterschaft hatten die Strafen allerdings keinen Einfluss: Julian Puffe (Schleiz, BMW, Alpha Racing Van Zon BMW) wurde Vizemeister vor Pepijn Bijsterbosch (NLD, BMW, Team Dutch Comfort Houses).

Hinter dem BMW-Trio schob sich der Langstreckenweltmeister Erwan Nigon (FRA, Kawasaki, Weber-Motos Racing Team) noch auf den vierten Platz. Der Franzose ist damit bester Nicht-BMW-Pilot der Königsklasse. Mit zwei Punkten Vorsprung setzte er sich vor Alessandro Polita (ITA, Honda, Holzhauer Racing Promotion). Der Italiener war nach einem Sturz im Qualifying gehandikapt in die beiden Rennen gegangen.

In der IDM Supersport 600 schrieb Luca Grünwald (Waldkraiburg, Kawasaki, Schnock Team Motorex) die Geschichte des Wochenendes. Der ehemalige WM-Pilot hatte wegen zwei Verletzungen einige IDM-Rennen verpasst. Beim ersten Rennen schaffte der 24-jährige Kawasaki-Pilot als Dritter den Sprung aufs Treppchen, allerdings im Fotofinish mit nur 0,008 Sekunden Vorsprung auf Daniel Rubin (Schwanau, Yamaha, Rubin Racing Team).

Das Rennen gewann Marc Buchner (Königswinter, Yamaha, Buchner Motorsport) vor Martin Vugrinec (HRV, Yamaha, UNIOR Racing Team). Die beiden folgen auch in der Abschlusswertung der Meisterschaft hinter dem Meister Max Enderlein (Hohenstein-Ernstthal, Yamaha, Freudenberg WorldSSP Academy), der wegen beruflicher Verpflichtungen die Rennen des IDM-Finales auslassen musste.

Polesetter Tom Toparis (AUS, Yamaha, Benro Racing) stürzte im ersten Rennen in Führung liegend und büßte auch im zweiten Lauf seine Spitzenposition ein. Doch schon vorher nahm das Rennen einen dramatischen Verlauf. Zunächst musste es nach einem Sturz von zwei Fahrern abgebrochen werden. In der Pause bis zum Re-Start begann es zu regnen. Doch alle Fahrer starteten auf Trockenreifen. Toparis und Grünwald setzten sich weit vom Feld ab. Toparis stürzte auf der durch den Regen extrem rutschigen Strecke. Er konnte zwar das Rennen noch einmal aufnehmen, kam aber nicht über den achten Platz hinaus. Luca Grünwald feierte seinen zweiten Saisonsieg mit 21,692 Sekunden vor Gaststarter Kevin Wahr (Nagold, Yamaha, Motolife Racing Wahr Energie) und Sander Kroeze (NLD, Yamaha, MGM Racing Performance). Die Superstock 600-Wertung gewann in beiden Rennen Jan Schmidt (Yamaha, Frankfurt Customs Racing Team). Stefan Ströhlein (Rotenburg o.d. Tauber, Yamaha, Neumann Racing) stand schon im Vorfeld schon als Sieger in der Gesamtwertung fest.

Die IDM-Nachwuchsklasse Supersport 300 sorgte mit einem international besetzten Fahrerfeld und 42 Teilnehmern für zwei spannende Rennen. Zunächst machte Angelo Licciardi im ersten Lauf den Deckel auf den Meistertitel. In den für diese Klasse typischen Windschattenduellen mit vielen Führungswechseln kam er als Dritter ins Ziel. Den Sieg sicherte sich sein Markenkollege Walid Khan (NLD, Kawasaki, NUTEC-RT Motorsports by SKM-Motorsports). Der 19 Jahre alte IDM-Späteinsteiger – er ist erst seit Most dabei – feierte seinen fünften Saisonsieg in Folge.

Im zweiten Rennen ließ Rick Dunnik nichts anbrennen und machte mit seinem dritten Saisonsieg die Vizemeisterschaft klar. Sein größter Konkurrent Ruben Bijman (NLD, Yamaha, Pearle Gebben Racing) war nach einem Sturz im Kampf gegen Angelo Licciardi ausgeschieden.

Einen IDM-Einstand nach Maß erlebte der ADAC-Junior-Cup-Gesamtsieger Lennox Lehmann (Dresden, KTM, Freudenberg World SSP Academy) mit zwei achten Plätzen. Das 13 Jahre alte Talent erreichte damit in beiden Rennen sein Ziel mit einem Platz unter den Top Ten.

Bei den IDM Sidecars blieb die Meisterschaft in der 1000er-Klasse bis zum letzten Saisonlauf offen. Vor dem entscheidenden Rennen lagen die beiden Kontrahenten Mike Roscher/Anna Burkard und Andres Nussbaum/Manuel Hirschi sogar gleichauf. Das Schweizer Gespann gewann die Klasse im ersten Lauf und zog dadurch mit Roscher/Burkard gleich, die sich mit dem dritten Platz begnügen mussten. Durch einen Fahrwerksschaden in der letzten Runde hatten sie noch einen Platz eingebüßt. So fiel die Entscheidung im letzten Rennen zugunsten von Nussbaum/Hirschi, die allerdings in der letzten Runde das Duell gegen John Smits und Gunter Verbrugge (NLD/NLD, RCN-Yamaha, Smitsracing #12) um den Tagessieg bei den 1000er-Gespannen verloren.

Beide Siege in der Hubraumklasse bis 600 ccm sicherten sich in Hockenheim der siebenfache Gespannweltmeister und Isle-of-Man-Sieger Tim Reeves und sein Beifahrer Mark Wilkes (GBR/GBR, Adolf RS Yamaha, Team Berlin Express).

Damit endete die zweite Saison der IDM mit der Motor Presse Stuttgart als Veranstalter und Promoter mit einem insgesamt sehr erfolgreichen IDM-Finale in Hockenheim. Die ersten Weichen für die kommende Saison sind bereits gestellt: Der vollständige Terminkalender 2020 soll bis Mitte Oktober vorgestellt werden.

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