EICMA 2025: Leidenschaft und Lebensfreude meets Technik

Die Motorradwelt blickt jedes Jahr im November gespannt nach Mailand – und 2025 war das Erlebnis auf der EICMA intensiver denn je. Acht prall gefüllte Hallen, ein Messegefühl wie in alten Zeiten – oder sogar besser. Die Mischung aus Technik, Emotion und italienischem Flair sorgte für ein Messeerlebnis, wie es die Branche lange nicht mehr erlebt hat. Ein Tag reicht kaum aus, um alle Eindrücke zu sammeln – ich habe es in eineinhalb Tagen versucht. Im Folgenden mein persönlicher Rückblick auf die wichtigsten Neuheiten, spannendsten Motorräder und meine Favoriten.

Honda – Der Gentleman Express und die Lust auf Zukunft

Honda hat auf der EICMA 2025 gleich dreifach überzeugt: Mit der neuen CB1000GT schicken die Japaner eine langstreckentaugliche Evolution der Kilo-Hornet ins Rennen. Der 150 PS starke Vierzylinder stammt direkt aus der 2017er Fireblade und trifft auf eine aerodynamisch optimierte Verkleidung, elektronische Helfer und Komfortfeatures wie eine fünffach verstellbare Scheibe. Ergebnis: ein Sporttourer mit Herz und Hirn – oder, wie ich sage: ein Gentleman-Express.

Der Gentleman Express – Honda CB1000GT

Noch mutiger war der Auftritt des V3R 900 E-Compressor, eines spektakulären Prototyps mit V3-Motor und elektrischem Kompressor. Radikal schmal gebaut und technisch hochinteressant – genau das braucht der Markt. Honda zeigt, dass Visionen gerade jetzt Raum bekommen sollten.

V3R 900 E-Compressor – spektakulärer V3 Prototyp mit eKompressor

Mit der WN7, einem vollelektrischen Naked Bike, zeigt Honda ein weiteres Mal, wie ernst man Elektromobilität nimmt. Reichweite um die 150 km, aufwendige Verarbeitung und eine cleane, fast schon futuristische Optik – ein Citybike mit Stil.

Technisch spannend: die bereits 2024 präsentierte E-Clutch, welche nun bei mehreren Modellen wie CB500 Hornet und Transalp zum Einsatz kommt. Des Weiteren wird nun mit der CBR650R auch ein mittelgroßes Sportbike mit ihr 2026 an den Start gehen. Kupplungsfrei schalten ohne Automatik-Feeling – clever und fahraktiv. Honda setzt damit den Maßstab für zukünftige Kupplungssysteme.

Ducati – Emotionen auf Asphalt

Kaum ein Hersteller schafft es, so viel Emotion in ein Messeerlebnis zu packen wie Ducati. Dazu noch eine spannende Präsentation der letzten Neuheiten – spät am Abend kurz vor Messeschluss – standesgemäß.
Schon der erste Blick auf die neue Hypermotard V2 hat bei mir für leuchtende Augen gesorgt. Leichter, schmaler, aggressiver – die Optik verspricht eine Menge. Wenn das Bike sich auch nur annähernd so fährt, wie es aussieht, dann steht uns ein ganz heißes Eisen ins Haus.

Ducati Hypermotard V2 S – mehr geht glaub nicht

Die Panigale V2 und Streetfighter V2 glänzten erstmals in einem satten Ducati-Gelb – ein mutiger und gelungener Schritt. Ducati traut sich was und zeigt: Farbe ist Emotion. Zusätzlich wurden zwei Panigale V2-Sondereditionen vorgestellt – gestaltet nach den Designs von Marc Márquez #93 und Francesco Bagnaia #63. Und ganz unaufgeregt inmitten der Traumbikes vieler, stand noch die auf der IDM in Hockenheim erstmals öffentlich gezeigte Panigale V4 R – Nicolò Bulega #11 Arbeitsgerät für die kommende Saison. Meisterwerke auf zwei Rädern und Superbike-Highlight mit Renn-DNA.

Ducati Panigale & Streetfighter V2 S ist wunderschönem Gelb
Ducati Marc Márquez #93 Edition Panigale V2 S
Ducati Francesco Bagnaia #63 Edition Panigale V2 S

Für Reisende wurde die DesertX in Tarnoptik vorgestellt – robust, kernig, mit echter Langstrecken-DNA. Noch sportlicher zeigt sich die Desmo450 Enduro, mit der Ducati 2026 im Offroad-Racing einsteigen will. Technik, Design und Anspruch – typisch Ducati eben.

CFMoto – Der Überraschungscoup aus Fernost

Dass CFMoto nicht mehr bloß als günstige Alternative gehandelt wird, war klar. Doch der V4 SR-RR-Prototyp hat das Selbstverständnis der Marke neu definiert: 997 ccm, über 210 PS, unter 200 kg – und eine Optik, die so manchem Etablierten Konkurrenz macht. Carbon-Verkleidung, Schwingenführung, Display, LED-Linien – alles wirkt aus einem Guss.

Was früher als „interessant“ belächelt wurde, wird hier ernst gemeint. Wenn CFMoto diesen Weg konsequent weitergeht, dürfte das Segment ab 2026 neu sortiert werden.

Suzuki – Klassisch solide mit neuer Linie

Die neue SV-7GX zeigt, dass Suzuki weiß, was ihre Kunden brauchen: Alltag, Komfort, Zuverlässigkeit – aber bitte mit Stil. Der bekannte 645-ccm-V2 leistet 73 PS, verpackt in einem neuen Crossover-Konzept mit 211 kg Gewicht. Der Look: modern, fast schon mutig. Auch wenn leistungsmäßig kein Rekord fällt, wirkt das Paket stimmig.

Die GSX-R 40th Anniversary Edition ist ein nostalgischer Gruß an die eigene Geschichte. Kleine Winglets bringen Racing-Optik, die Farbgebung sorgt für ein Lächeln bei allen Gixxer-Fans. Ich bin gespannt, wie sie fahr- und leistungsdynamisch mit den aktuellen Superbikes mithalten kann. Auf jeden Fall ist sie wieder eine Bereicherung am Supersporthimmel und gehört einfach dazu – Danke Suzuki!

Kawasaki – Technik trifft Kultbike

Mit der neuen Z1100 bringt Kawasaki den legitimen Nachfolger der Z1000: 136 PS, Ride-by-Wire, Quickshifter, TFT, Traktionskontrolle – alles dabei. Und das Design? Böse, knackig, ganz Kawasaki.

Kawasaki Z650S mit edel präsenten goldenen Rahmen

Die überarbeitete Z650 S wurde ergonomisch verbessert, das TFT-Display bringt neue Übersicht. Und mit der Rückkehr der KLE500 hat Kawasaki ein echtes Kultbike wiederbelebt – mit modernem Herz.

Rückkehr eines Kultbikes KLE500

Dazu kommen auffällige Lackierungen, die sofort ins Auge springen. Kawasaki beweist Mut zur Farbe – und das steht ihnen richtig gut.

Yamaha – durchdacht und konsequent

Die Ténéré 700 World Raid – für mich eine alte Bekannte. Sie hatte mir gleich beim ersten Kontakt brutal viel Freude bereitete und mir die Welt abseits von asphaltierten Straßen eröffnete. Jetzt wird sie noch besser: mit optimiertem Fahrwerk, 6-Achs-IMU, mehr Elektronik und endlich Tempomat. Yamaha bleibt seiner Linie treu: robust, reduziert, zuverlässig.

Die neue Tracer 7 GT Y-AMT bringt ein automatisiertes Getriebe, das manuelles und automatisches Schalten erlaubt – ideal für Tourenfreunde mit Komfortanspruch. Und die WR125R feiert als Einsteiger-Enduro ihr Comeback – einfach, leicht, ideal für junge Fahrer.

Und dann gab´s noch die R9, welche ja nicht neu aber nun endlich lieferbar ist. Der sportlichen Dreizylinder auf MT-09-Basis mit 120 PS, kompakt, emotional – ein echter Publikumsmagnet, der mich auch bei der Präsentation catchte.

BMW – solide und zurückhaltend

Die neue F 450 GS ist BMWs Antwort auf A2-Abenteurer: 48 PS, 3,8 l/100 km, rund 7.200 Euro – das klingt nicht spektakulär, ist aber ein durchdachtes Angebot. Optisch trifft sie genau mein Geschmack – sieht nach mehr aus.

Mit dem Vision CE E-Roller wagt sich BMW wieder ins urbane Terrain. Die Sicherheitszelle erinnert an den C1 – ein mutiger, aber spezieller Ansatz. Edle Materialien, technischer Anspruch – doch ob das Konzept aufgeht?

Der BMW-Auftritt war wie gewohnt stilvoll, aber ohne große Überraschungen. Ein wenig Understatement inmitten des italienischen Feuerwerks.

Triumph – Vom Classic-Cool zur Offroad-Power

Triumph zeigte eindrucksvoll, dass die britische Marke nicht nur Klassiker pflegt, sondern aktiv Zukunft gestaltet. Mit der Trident 800 präsentiert Triumph ein neues sportliches Naked Bike oberhalb der bisherigen 660er-Kategorie – kompakt, agil und voller Potenzial. Noch nicht alle Details sind offiziell verifiziert, doch die Botschaft ist klar.

Im Retro-Segment erfahren die Bonneville-Modelle (T120, T120 Black, Speedmaster, Bobber) technische Updates – darunter ein optionales A2-Kit und die künftige Ausstattung mit IMU-Einheit. Die überarbeitete Scrambler 900 wurde mit neuem Fahrwerk und Alu-Schwinge gezeigt – ein deutlicher Schritt nach vorn.

Und der Knaller: Mit den Motocross-Modellen TF 450-X und TF 250-X steigt Triumph in ein neues Segment ein – sportlich, ambitioniert, mutig. Die Offensive umfasst rund 18 Neuheiten innerhalb von sechs Monaten – ein Statement in Richtung Zukunft.

Aprilia – sportlich, kompakt, konsequent

Mit der RS 457 GP Replica bringt Aprilia MotoGP-Flair in die A2-Klasse. Kompaktes Format, bissige Linien, klarer Anspruch – dieses Bike ist kein Blender. Stattdessen: sportlicher Einstieg ohne Kompromisse.
Die Factory-Reihe glänzt mit neuen Designs, die die Aerodynamik optisch betonen. Kein reines Farb-Update, sondern ein gezieltes Stilmittel. Aprilia bleibt eine Marke für Individualisten mit Sinn für Speed – und für Stil.

MV Agusta – brutal schön

Die neue Brutale macht dem Namen alle Ehre. 148 PS, 0–100 in 2,7 Sekunden – doch das ist nur die halbe Geschichte. Die Verarbeitung, das Design, die Exklusivität – MV bleibt MV.
Der Stand war wie immer edel, detailverliebt, selbstbewusst. MV baut nicht für jedermann, sondern für jene, die sich etwas gönnen wollen – und sich das Besondere leisten.

Royal Enfield – charmant und mutig

Mit der Bullet 650 knüpft Royal Enfield an die eigene Geschichte an – mit Stil. Die Himalayan Mana Black Edition bringt Adventure-Optik mit Extra-Ausstattung. Und mit der Flying Flea FF.S6, einem elektrischen Scrambler, wagt man sich vorsichtig in die Zukunft. Keine Revolution – aber ein sympathischer Schritt.

Benelli – Neue Größe aus Pesaro

Benelli überraschte mit der neuen TRK 902 Adventure – 95 PS, Quickshifter, TFT-Display und markantem Auftritt. Damit rückt Benelli endgültig in die Mittelklasse-Liga vor. Eine echte Ansage aus Italien.

Ausrüstung & Technik – Innovation zum Anfassen

Shark überraschte mit dem Skwal Cup – einem Helm mit aerodynamischem Flügel. Vorgestellt von Johann Zarco #5 und Scott Redding #45, die direkt aus dem Nähkästchen plauderten – authentisch, charmant, informativ.

Johann Zarco #5 und Scott Redding #45 präsentieren den Shark Skwal Cup

Nolan zeigte den neuen X-904, einen sportlichen Integralhelm mit elegant-dezenten Farbvarianten – leider keine knalligen Designs, aber hochwertig verarbeitet. Dazu kommt ein neues Modell mit integrierter Lichttechnik (vorne, hinten, inkl. Bremslicht) – eine spannende Sicherheitsinnovation!

Cardo stellte mit dem Beyond GT/GTS einen neuen Serienhelm mit aktivem Noise Cancelling, Rücklichtfunktion und exzellentem Klang vor – kein Prototyp mehr, sondern Serie. Im Windkanal überzeugte er schon mal.

Held präsentierte die neue CARESE 3 Jacke, die nicht nur technisch (GORE-TEX, Belüftung) überzeugt, sondern auch optisch – vor allem im neuen Braunton. Dazu kamen eine eVest2 Airbag-Weste mit In&motion-Technik, ein eCall-System und Handschuhe in besonders großer Größenspanne – gefühlt aber für jede Hand passend.

Metzeler wiederum brachte gleich drei spannende Reifen für 2026: den SPORTEC 01 RS für sportliche Straßenbikes, den SPORTEC 01 als Allrounder – und den KAROO 4 Street, der Offroad-Optik mit Straßentauglichkeit verbindet. Bin gespannt, was die Gummis im ersten Test so leisten.

Motorex präsentierte ihre Hochleistungsöle für Straße und Offroad. Ilmberger zeigte feinste Carbonteile für Supersportler. SW-Motech begeisterte mit cleveren Koffersystemen und Tanklösungen. Und Bosch präsentierte Fahrassistenzsysteme der nächsten Generation mit smarter Vernetzung und aktiver Gefahrenreduktion.

Fazit – Die EICMA lebt. Und wie!

Ob Ducati Hypermotard, Honda CB1000GT, CF Moto SR-RR oder die neue Ténéré – überall gab es Bikes, die Emotionen wecken.

Diese EICMA war mehr als Messe. Sie war ein Festival – laut, voll, herzlich, italienisch. Keine leeren Flächen, keine Notlösungen. Stattdessen: Inspiration, Innovation und echte Begeisterung. Von der großen Bühne bis zum kleinen Detail – es war ein Erlebnis.

Große Marken wie Honda, Ducati, Yamaha und BMW lieferten souverän ab. CF Moto überraschte, MV Agusta und viele andere namhafte Hersteller, auch wenn sie nun ich chinesischer Hand sind, faszinierte. Und KTM? Blieb leider fern. Schade! Aber da sind gerade sicher andere Schwerpunkte wichtiger im Konzern wie Messepräsents – Hoffen wir mal, dass sie nicht schnell „vergessen“ werden!

Ich freue mich auf das, was kommt: neue Tests, neue Erfahrungen – und das Gefühl, dass Motorradfahren nie so lebendig war wie jetzt.

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