
German Moto Masters-Comeback in Most: Wetterchaos, Reifenpoker und überraschend erste Meisterschaftspunkte auf der frisch umgebauten Honda Fireblade.
Comeback nach drei Jahren Abstinenz
Nach drei Jahren Abstinenz von der German Moto Masters (GMM) stand ich endlich wieder am Start. Am vergangenen Wochenende fiel der Startschuss zur diesjährigen Rennsaison, und das gleich auf der anspruchsvollen World-Superbike-Strecke im tschechischen Most. Eigentlich wäre unser Auftaktrennen bereits einen Monat früher in Brünn geplant gewesen, doch die Strecke erhielt für den MotoGP-Auftritt noch einen frischen Asphalt und war somit noch nicht bereit.

Respekt vor dem gestiegenen Leistungsniveau
Ehrlich gesagt war ich im Vorfeld doch ein wenig nervös. Wie würde es sich anfühlen, nach so langer Pause wieder ins GMM-Fahrerlager zurückzukehren? Immerhin stieg das Niveau in den letzten Jahren kontinuierlich. Die Konkurrenz wurde nicht nur jünger und athletischer, sondern glänzt mittlerweile auch mit technischem Material auf absolutem Spitzenniveau. Dass ich in diesem hochkarätigen Umfeld ernsthaft um vordere Plätze mitkämpfen könnte – das war mir von Anfang an bewusst – war ziemlich unwahrscheinlich. Mein Ziel für diese Saison ist klar definiert: gute Rundenzeiten fahren, eine entspannte und geniale Zeit auf und neben der Rennstrecke erleben und vielleicht auch mal den ein oder anderen Punkt „mitnehmen“. Und siehe da: gleich im ersten Rennen wurden es tatsächlich zwei!
Vom Straßenmotorrad zum Racetrack-Bike
Anfang 2024 hatte ich mein damaliges Racebike verkauft und war seitdem nicht mehr mit einer eigenen Maschine auf der Rennstrecke unterwegs. Also musste für das Comeback schleunigst ein neues Rennbike her. Kurzerhand baute ich meine Straßen-Fireblade aus dem Jahr 2020 mit ihren gerade einmal 10.000 Kilometern über den Winter zum kompromisslosen Trackbike um. Das Bike erhielt ein hochwertiges Öhlins-Fahrwerksupdate sowie eine umfangreiche Softwareoptimierung von Jens Holzhauer. Gekrönt wurde das Ganze von einer extrem edlen, perfekt sitzenden und erstklassig verarbeiteten Ilmberger-Racingverkleidung, die dem Motorrad endgültig Rennsportflair verlieh, wenn auch nicht mehr in Gelb – das Carbon ist einfach zu schön!

Erst mal mit dem neuen Bike vertraut machen
Am Freitag war es endlich soweit – meine frisch aufgebaute Fireblade durfte erstmals auf die Rennstrecke. Bereits nach wenigen Runden konnte ich ordentliche 47er-Zeiten verbuchen. Doch im zweiten Turn tauchte überraschend ein für mich neues Problem auf – der Bridgestone V02 riss auf beiden Flanken auf. Ungewöhnlich, da dieser Reifen eigentlich für seine Unkompliziertheit bekannt ist und selbst Fahrwerksfehler meist problemlos wegsteckt.


Meine Vermutung: Die härteren Federn harmonierten in der Standardeinstellung nicht optimal mit dem Reifen, sodass die Dämpfung überwiegend der Reifen übernehmen musste. Umgehend stellte ich das elektronische Fahrwerk deutlich weicher ein, was zumindest das weitere Aufreißen verhinderte. In den folgenden Turns tastete ich mich dann konsequent Richtung Fahrwerksoptimum und konzentrierte mich bewusst weniger auf Rundenzeiten, sondern mehr auf das Setup.
Rennsamstag: Überraschende zwei Punkte trotz oder wegen Wetterchaos
Der Rennsamstag begann leider mit wechselhaften Bedingungen. Immer wieder kurzer Regen, ein böiger Wind und merklich kühleres Wetter machten es schwer, ein Gefühl für konstante Rundenzeiten zu bekommen. Letztlich ging ich von Platz 35 ins erste Rennen – angesichts der Umstände für mich aber kein Drama.

Am Nachmittag folgte dann endgültig das Wetterchaos. Heftiger Regen sorgte zunächst im Rennen der 600er-Klasse für einen frühzeitigen Rennabbruch. Die 750er dann auf einer komplett nassen Strecke bei blauem Himmel und Sonnenschein. Als wir dann an der Reihe waren, wurde die Reifenwahl zur Lotterie – Regenreifen oder Slicks? Letztlich entschieden sich fast alle Fahrer für Regenreifen.

Die Entscheidung hatte Folgen: Schon in der Aufwärmrunde stürzten die ersten Fahrer. Nach meinem recht guten Start kam es in der schnellen Doppel-Rechtskurve zu einer Kettenreaktion, die nochmals drei Bikes kostete. Im Laufe des Rennens trocknete die Strecke jedoch zunehmend ab, und mein gebrauchter Hinterreifen verlor dramatisch an Stabilität und Grip. Die Traktionskontrolle griff teils so mächtig ein, dass ich kaum mehr richtig aus den Ecken kam. Obwohl ich auf der Zielgeraden in der letzten Runde noch einen Platz verlor, landete ich am Ende völlig überraschend auf Platz 14 – und sicherte mir zwei wertvolle Meisterschaftspunkte.

Rennen zwei: Verzögerter Start und wieder schwierige Bedingungen
Am Sonntag bot sich ein ähnliches Wetterbild wie am Vortag. Regen und Wind sorgten für extrem unbeständige Verhältnisse. Ein geregelter, konstanter Turn war kaum möglich. Als das zweite Rennen starten sollte, öffnete der Himmel erneut kräftig seine Schleusen – sofortiger Abbruch nach der Aufwärmrunde und Rückkehr in die Box.
Eine Stunde später konnten wir das Rennen dann doch noch auf trockener Strecke aufnehmen. Wieder gelang mir ein ordentlicher Start, und ich hielt lange den Anschluss ans Mittelfeld. Schlussendlich wurde es zwar „nur“ Platz 27, aber ich verließ die Strecke dennoch mit einem tollen Gefühl.

Fazit: Mehr erreicht als gedacht
Rückblickend war es fantastisch, endlich wieder Rennluft zu schnuppern und diese einzigartige Anspannung zu spüren, bevor sich die Boxenausfahrt öffnet. Besonders gefreut habe ich mich darüber, all die bekannten Gesichter wiederzusehen und gleichzeitig neue, extrem professionelle Racer kennenzulernen.
Zudem konnte ich bereits am ersten Rennwochenende mein Saisonziel – mindestens einen Punkt zu holen – übertreffen. Mein Bike, das vor wenigen Wochen noch zerlegt in der Werkstatt stand, funktionierte tadellos und gab keinerlei Grund zur Klage. Nun blicke ich gespannt und voller Vorfreude auf den nächsten Lauf am Slovakiaring.

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