Evolution in den Dolomiten – der Bridgestone S20 EVO

2011 kam ich zum Ersten mal in Kontakt mit dem damalig neuen Bridgestone S20 im Rahmen der CBR1000RR Fireblade Präsentation auf dem Autódromo Internacional do Algarve in Portimão. War im Grunde unspektakulär gut bis zu meinen Schrecksekunden vor der Mittagspause, als mir ein völlig überraschender Quersteher schnell zeigte, dass der Grad zischen coolem Kurvenspaß und bösem Einschlag oft sehr schmal verläuft. Zum Mittag hin ging es dann auf R10 Pneus weiter, sodass ich keine weiteren positiven Erfahrungen mit dem S20 mehr sammeln konnte.

Als dann meine 2012er Fireblade ebenfalls auf diesen Gummis ausgeliefert wurde, ich in der Zwischenzeit einige Pirelli Supercorsas (er)fahren konnte, war für mich klar, dass ich die Serienbereifung der SC59 quasi nur zum einfahren verwenden würde und dann recht schnell – nach knapp 2.000 Km sahen die Dinger auch nicht mehr so toll aus – auf Pirelli Supercorsa SP V1 und später auf V2 wechseln würde.

Seit dem war keine Kurve zu eng, kein Schräglage zu schräg, keine Drehmomentexplosion am Hinterrad zu groß – einfach nur Spaß und Vertrauen ohne Ende. So ging es auch 2013 auf geniale 2.053 Dolomitenkilometer beim 9.Fireblade-Touren-Treffen.

Aber die Evolution geht stetig weiter. Nicht nur die Dolomiten blicken auf eine lange Entwicklung zurück, auch Bridgestone tat was und entwickelte den EVO S20 mit dem sich die Japanischen Ingenieure wahre Gipfelstürme versprechen. Also bereifte ich meine Fireblade für das 10.Fireblade-Touren-Treffen 2014 mit pressfrischen Bridgestone S20 EVO in der 55ziger Ausführung hinten.

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Startklar – Frisch bereift mit Bridgestone S20 EVO

Erster von 10 Tourtagen, sommerliches Wetter, auf geht´s zum Kilometerschruppen. Vom Start weg fühlte sich der S20 EVO schon mal sehr leichtfüßig und komfortabel an. Schnell stellte sich eine gewisse Vertrautheit ein und so konnte ich mich sukzessive den flüssigen Kurven des Penser Joches zuwenden. Sehr positiv fiel auf, dass der Bridgestone sämtliche Unebenheiten wegbügelte und bei Bitumenstreifen keinerlei Zuckungen in die gewählte Linie brachte. So lief der erste Tag schon mal richtig gut.

Am zweiten Tag konnte der EVO auf kleinen verwinkelten Bergsträßchen wie dem Manghenpass zeigen, dass er eine Fireblade auch auf diesem Terrain gut um die Ecken bringt. So verhielt er sich sehr neutral und zeigte keinerlei kippliges Verhalten selbst bei Schrittgeschwindigkeit.

Der dritte Tag sollte dann zeigen, ob die Evolution des S20 auch auf sportlichen Landstraßenpassagen dem aktuellen Standard standhält – es ging unter anderem zum Mendelpass. Quasi genau ein Jahr zuvor, hatte ich bei 35 Grad mit dem Pirelli Supercorsa SP eine meiner schönsten sportlichen Touren durch die Dolomiten und auch am Mendel. Das Thermometer an einer Apotheke in Eppan zeigte 33 Grad, wenige Quellwolken spendeten spärlichen Schatten, kaum Wind und fast kein Verkehr. Also Blinker rechts und eintauchen in das knapp 14,8 Km lange Geschlängel auf teilweise rennstreckentauglichem Asphalt hoch zum Mendel.

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Nach der Hatz auf den Mendelpass

Anfangs funktionierte der S20 EVO hervorragend. Er bot vielleicht nicht ganz soviel Grip wie sein Kontrahent von Pirelli und hatte am Vorderrad deutlich weniger Reserven, doch ging es mit ihm richtig gut Voran. Bei gut der Hälfte wurde es dann aber doch etwas komisch an der Hinterhand. Dachte ich zuerst an eine verunreinigte Straße, so wurde mir immer mehr klar, dass der Reife bei einer entsprechenden Arbeitslast, der Hitze Tribut zollte und leicht zu schmieren begann. Dies zeigte sich einige Tage später beim Passo Rolle, der mit ähnlich guten Straßen und Kurven aufwartet. Hier hatten wir nämlich keine Sonne und locker 15 Grad weniger Lufttemperatur – Problemlos.

Mitte der Woche durfte der S20 EVO dann mal seine Schwimmheute ausfahren und mich durch einen 5Km Gewitterregen bringen. Hatte ich ein Jahr zuvor mit dem Pirelli schon mehr Bauchschmerzen, so ging es Bridgestone bereift völlig entspannt und sehr zügig über den nassen Asphalt. Hier muss ich schon ein deutliches Plus dem Japaner geben – Nässe stört ihn mal so gar nicht. Liegt aber sicher auch mit am Profilbild, wenn man ihn mal mit dem Italiener aus Breuberg vergleicht.

Nach gut der Hälfte meiner Tourtage, schauten die Reifen noch immer sehr gut aus. Lediglich am Vorderreifen zeichnete sich bereits eine deutliche Abnutzung im zweiten Seitendrittel ab. Kommt natürlich auch davon, dass man mit dem EVO super schön, präzise und vor allem weit in die Kurven hineinbremsen konnte. Trotzdem änderte sich nichts am Fahrverhalten zum Anfang. Sprich unabhängig vom Verschleiß, arbeitet der S20 EVO wie am ersten Tag.

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Macht auch auf engen Bergstraßen eine gute Figur (Pennser Joch)

Am Ende des 10.Fireblade-Touren-Treffen 2014, standen 2.281 Km auf der Uhr. Vergangenes Jahr hätte ich nur noch über die Autobahn heim fahren können, da der Reifen am Ende war. Dies mal waren noch gut 30% Restgummi übrig. Lag eventuell auch an den kälteren Temperaturen in der zweiten Wochenhälfte, denn hätten wir dauerhaft 30 Grad wie 2013 gehabt, so hätte die Schmiererei dem Pneu sicherlich mehr zugesetzt.

Wenn ich nun also ein Fazit ziehe und den Bridgestone S20 EVO gegen den Pirelli Diablo Supercorsa SP vergleich, dann gibt es für mich zwei deutlichen Unterschiede. Der SP bietet mehr Grip als der EVO, ist hitzeresistenter und hat mehr Reserven auf der Landstraße. Dafür scheut der EVO keine Wasserschlacht und schont den Geldbeutel durch eine längere Laufleistung. Beide Gummis sind auf jeden Fall ein Garant für wunderschöne sportliche Fahrten, wobei die Frage erlaubt sein darf, ob man hier nicht mit Kanonen auf Spatzen schießt? Denn mit einem reinrassigen straßenzugelassenen Rennstreckengummi nur über die Landstraßen zu cruisen ist doch etwas übertrieben. Andererseits gehört auf ein Sportbike auch ein entsprechender rennstreckentauglicher Sportreifen.

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