10 Fragen an Jochen Vorfelder zur neuen Triumph Rocket 3

2004 brachte Triumph die erste Rocket III auf den Markt, an der bis heute nicht wirklich viel, außer 5 weiteren Modelvarianten, geändert wurde. Für die kommende Saison haben die Engländer jedoch richtig Hand an ihrem Muscle-Bike angelegt und aus der doch eher behäbig wirkenden „alten“ Version ein echt agiles Gerät in gleich 2 Varianten mit der Rocket 3 GT und R geschaffen. Vergangene Woche war es nun endlich soweit, die Fachpresse durfte auf Teneriffa das kompromissloses Kraftpaket mit Stil – wie Triumph ihre neuste Version der Rocket 3 nennt – ausgiebige testen.

Zu Vorgängerinnen hat die Neue Rocket 3 mächtig zugelegt, so schieben nun aus atemberaubenden 2,5 Litern Hubraum, mächtige 221 Newtonmeter und 167 PS an. Dazu wurden gleich 40 Kilogramm Gewicht eingespart! Mit fast 1,7 Metern Radstand und 291 bzw. 294 Kilogramm Trockengewicht, steht irgendwie ein mächtiges Gerät vor uns. Ich konnte Jochen Vorfelder – erfahrener Motorrad Journalist – 10 Frage zum Bike und den ersten Testkilometern stellen.

Ein Konzept, zwei unterschiedliche Bikes – die Rocket 3 GT & R (von links)
1.) Was war Dein erster Gedanke, als Du am Morgen des Tests zu den Motorrädern gegangen bist?

Im Vergleich zur Vorgänger Rocket III sei die neu deutlich kompakter, wirke etwas geschrumpfter und deutlich edler verpackt. Sie tendiere nicht mehr zur Boss Hoss Klasse, sondern eher in die Ducati Diavel Richtung. „Man ist überrascht, wie wenig sie nun ist“.

Beim 2.Gedanke ist man dann überrascht, wie man aus ein und derselben Basis, 2 doch komplett verschiede Motorräder bauen kann. Wie ein anderer Lenker, geänderte Rastenanlage und Sitzposition sowie die Sissybar die Anmutung verändern – und wir sprechen hier nur von simplen Anbauteilen!

2.) Die Rocket sieht ja nicht gerade leicht aus und vermittelt dem Laien eher das Prädikat zum Geradeausfahren. Wie handlich ist Sie denn? Kann man damit auch enge Kurven oder gar Passstraßen meistern?

Die Rocket 3 ist ein massives Gerät. Und hier war Jochen positiv überrascht wie leicht sie in die Kurve reinläuft, sie super einlenken lässt und auch vollkommen entspannt wieder rausläuft. Ein vollkommen gemütliches und entspanntes Fahrverhalten. Man sei auch nicht reduziert auf große Straßen mit weiten Kurven, denn auch in engeren Kurvenpassagen ließe sie sich gut bewegen. Natürlich bewege man über 300 Kilogramm, die aber überraschend entspannt. „Kann mir gut vorstellen, dass eine Alpentour mit ihr viel Spaß machen kann“.

Die sportliche Variante Triumph Rocket 3 R
3.) 2,5 Liter Hubraum, das haben inzwischen die meisten Autos bei der Downsizing Welle nicht mehr. Wie fühlt es sich an, wenn ein Volumen von mehr als 3 Gourmet-Wasserflaschen mit einem Benzin-Luftgemisch geflutet und gezündet werden?

„Werte machen auf dem Papier Angst! 3 Zylinder, Hubraum wie mein alter Defender mit 122 PS – wie soll das funktionieren? Erstaunlich gut!“ Man würde zwar eine brutale Leistungsentfaltung erwarten, doch die Elektronik regelt alles sehr feinfühlig ein. Ab quasi 2.500 Touren schiebt es den Fahrer linear aber nie unbeherrschbar nach vorne. Sie hätte mächtige Muskeln mit denen man auch ordentlich spielen können je nach gewähltem Modi. „Die Kraft überfordert nicht“.

4.) Sound und Lautstärke ist in der heutigen Zeit ja so ein Thema – wie ist er denn? Kann man sich damit durchs Wohngeiet fahren trauen?

„Honorig, man merkt da bollert ein großer Motor, aber nicht so laut wie bei einer Harley. Man hat ein kraftvolles Dröhnen, was nie aufdringlich ist. Kannst morgens um 6 Uhr losfahren und der Nachbarn fällt nicht aus dem Bett“.

Fast 1,7 Meter langer Radstand schaut schon mächtig aus
5.) Du hast ja die entsprechende Größe um jedes Bike fahren zu können. Was glaubst, kann die Rocket auch unter 1,70 Meter gut bewegt werden?

„JA!“ Man findet wohl mit 1,80 Meter perfekt Platz auf beiden Varianten, aber auch kleinere Journalisten kamen super klar. Insbesondere bei der GT, deren Sitzposition 23 Millimeter niedriger ist, können auch kleinere Piloten gut Platz finden. „Es sind halt 300 Kilogramm wenn sie steht!“

6.) Welche wäre denn Dein Favorit? Die R oder die GT?

Für Jochen wäre die sportliche R Variante erste Wahl wegen der agileren Sitzposition und den weiter hinten platzierten Rasten – „sportlicher Cruiser“. Bei der GT sitzt man, bedingt durch die nach vorne verlegten Rasten und dem etwas tieferen Sitz zwar entspannter aber auf Dauer wohl eher ermüdend. Sei natürlich immer ein persönliches Empfinden, was einem mehr zusagte.

Eher für lange gemütliche Touren gedacht – die Triumph Rocket 3 GT
7.) Wenn man nun die bisherige Rocket III sein Eigen nennen kann, würdest Du auf die neue Rocket 3 wechseln?

„Rein technisch auf jeden Fall! Viel fahrfreundlicher, leichter, optisch ansehnlicher, das Packet im Fahrzeug ist sensationell, toll verarbeitet, es stimmt wirklich jedes Teil, sehr edel, 1A Finish – daher müsste man wechseln. Macht aber auch Sinn die Alte zu behalten. Man liebt ja auch sein altes Fahrzeug!“

8.) Bei der Vorstellung am Glemseck 101 konnte ich bereits die tolle Verarbeitung und Detailverliebtheit bestaunen. Wenn es nun Dein Bike wäre, was würdest Du noch ändern oder Umbauen?

Grundsätzlich bietet der Triumph Zubehörkatalog über 50 verschiedene Teile an, die nahezu an beiden Modellen verbaut werden können. So würde Jochen die Rocket 3 R als Basis nehmen, ihr eine etwas höhere Frontscheibe verpassen, Heizgriffe und einen Gepäckträger für ausgiebige Touren – aber – „Genau dieser Gepäckträger geht nicht an die R, da er an der Sissybar befestigt wird – sehr schade! Keiner wird auf das schöne Heck ein Gepäck drauf schnallen!“ Leider ist es wohl in der Tat nicht daran gedacht worden, dass sportlich orientierte Fahrer auch gerne auf Mehrtagestouren gehen und hier ihr Gepäck unterbringen möchten. Es finden sich auch keine Verzurrpunkte um alles zu befestigen. „Hätte man sicher bauen können; Ingenieurtechnisch lief da wohl was schief!“

Ein echter Blickfang – die Auslässe der Rocket 3
9.) Für mich sieht es so aus, als würde Triumph mit ihrer Rocket 3 auf die mächtige Diavel Konkurrenz abzielt. Kann Sie es mit ihr aufnehmen?

„Die Rocket ist eine Klasse für sich……soviel Hubraum hat keiner……nicht zu vergleichen mit anderen Muscel-Bikes……die wiegt ja locker 60 Kilogramm weniger…..schielen eher auf den Harley Markt……wichtiger Markt ist sicher in den USA, daher gibt es sicher auch das Highway-Inspiration-Kit.“ Sicher könnte man die Rocket auch an der Diavel vergleichen, doch Jochen sieht eher eine Harley Sportster oder Bagger als direkten Gegenpol. Rein technisch und von der Modernität her, liegt die Rocket 3 natürlich deutlich vorne!

10.) Was hat Dich am meisten beeindruckt?

Grundsätzlich ist Jochen sehr von der Qualität sowie des „Verpackens“ angetan, „wie sauber und elegant die technischen Lösungen umgesetzt wurden.“ Es ist in der Tat so, dass man an der Rocket 3 quasi kein Kabel sieht, da alles im Lenker geführt wird. Dazu hat jede Leitung ihren Platz und schlängelt sich nicht irgendwie durch.

Weiterhin hebt Jochen hervor, wie man es schafft einen 112 Kilogramm großen Motorblock „verschwinden zu lassen“. Man würde sich mehr auf die sehr edel gearbeiteten Auslässe fokussieren und dabei vergessen, dass dahinter ein mächtiger Motorblock steckt – „Beeindruckend!“

Mein Fazit

Das Gespräch mit Jochen Vorfelder hat mich in meiner Meinung bestätigt, dass Triumph hier einen sehr edlen und eigenständigen Muscle-Cruiser umgesetzt haben, mit dem auch weniger Cruiser-Fans was anfangen können, wenn sie sich drauf einlassen. Rein technisch und Verarbeitungsseitig ist die Rocket 3 sicher derzeit Benchmark, auch angesichts des guten Preises von 22.400 Euro für die R und 23.200 Euro für die GT.

Bilder vom ersten Test auf Teneriffa (Bilder: Triumph)

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