Honda auf der EICMA 2017

Alle Jahre wieder steigt die Spannung Anfang November, wenn in Mailand die alljährliche Eicma vor der Tür steht. Vergangenes Jahr stand voll im Zeichen einer neuartigen Crossover-Maschine, dem X-ADV und der lang ersehnten neuen Fireblade. Und genau jene Fireblade befeuerte sofort die Gerüchteküche für 2018, denn ein weiteres Honda-Kultgerät ist in die Jahre gekommen, die CB1000R. Wird Honda endlich nachziehen und aus seiner Feuerklinge ein nacktes Power-Bike schnitzen?

Traditionell präsentierten die Japaner ihre Neuheiten sowie Informationen zum Unternehmen und die überaus erfolgreichen Racing Teams am Vorabend der Messe. Als Lokation erkor man dieses mal die East End Studios mitten in einem angesagten Industrieviertel aus in dem eine große Bühne großes erwarten ließ. Vorgespannt waren eh alle Journalisten und Blogger, da Honda auf der Tokyo Motor Show bereits eine neue „Serie“ – die Neo-Sports-Café – vorstellt, die doch irgendwie sehr eng mit der CB1000R in Verbindung gebracht wurde. Einigen Teaser im Vorfeld, taten ihr Übriges und befeuerten die Gerüchteküchen weiter.

Bevor es aber zu den Neuheiten ging, lobte der Honda Europa Präsident Katsushi Inoue zusammen mit Geschäftsführer Noriaki Abe das erfolgreiche Jahr. Danach wurde es mit HRC Chef Tetsuhiro Kuwata sportlich, denn quasi alle Fahrer mit HRC-Engagement präsentierten sich auf der Bühne und gaben einen Einblick in ihre bevorstehenden Events.

Der neue Teamkollege 2018 von Cal Crutchlow (Mitte), Takaaki Nakagami (links) und HRC Chef Tetsuhiro Kuwata

Nun übernahm aber Europas General Manager Vito Cicchetti wieder das Mikro und leitet die Vorstellungen der Neuheiten 2018 ein. Der Reihe nach!

 

SuperCub 125 (Studie)

Der SuperCub 125 Roller ist bereits seit 2015 eine sogenannte Studie und wurde bereits auf der Tokyo Motor Show gezeigt. Ich bin mir aber ganz sicher, dass dieser Roller genau so unser Straßenbild bald bereichern wird. Denn all die Vespas und sonstigen Kleinroller sehen doch irgendwie gleich aus. Hier kommt mal ein echter Blickfang mit ABS – Den Zahn der Zeit getroffen!

Honda SuperCub 125

 

Monkey 125 (Konzept)

Ein absolutes Kultgerät kommt in neuem Look und aktueller Technik zurück (wenn Honda das Konzept umsetzt) auf unsere Straßen die Honda Monkey. Mit ihrem luftgekühlten und liegend montierten 125ccm Einzylinder Motor und knuffige Ballonreifen trieb sie vielen in der Halle die ein oder andere Freudenträne ins Gesicht. Man sah einigen an – so auch mir – dass beim Anblick einige Kinderträume vor den gestigen Augen abliefen. Und trotz LED-Licht und digitalem Cockpit sowie der Upside-down-Gabel fühlt man sich zurückversetzt in alte Zeiten – Klasse Honda, bitte unbedingt so bauen!

Honda Monkey 125

 

GL1800 Gold Wing

Nach den zarten Rollern, rollten nun wahre Reisedampfer auf die Bühne – die GL1800 Gold Wing. Mit ihren gut 365 Kilogramm kann man sicher kein Dynamikfeuerwerk auf engen Passstraßen erwarten, aber zum gemütlich reisen mit der entsprechenden Gepäckausstattung ist die Gold Wing seit nunmehr 44 Jahren der Inbegriff. Bis zu 126 Pferdestärken und 170 Newtonmeter bei 4.500 Touren, schieben das komplett neu konzedierte Gerät sicher ordentlich an. Trotz des mächtigen Erscheinungsbildes, hat Honda es geschafft ein wirklich attraktives Reisegerät auf die Beine zu stellen, welches alle technische Raffinessen sein eigen nennen darf und sehr dynamisch, ja gar sportlich erscheint – ein Kultgerät in die Zukunft gebracht.

Honda GL1800 Gold Wing

 

X-ADV

Vergangenes Jahr stellten die Japaner zur Eicma eine Kombination aus Roller, Motorrad und Enduro vor. Inzwischen ist die komplette Produktion 2017 mit über 10.000 Einheiten ausverkauft und der X-ADV hat bereits seinen festen Platz erobert. Trotz oder gerade wegen des Erfolges dieses Crossover-Bikes, legen die Japaner nach und verpassen dem X-ADV ein zweistufige Honda Selectable Torque Control (HSTC Traktionskontrolle), die es nun ermöglicht in Stufe 1 mit durchdrehendem Hinterrad im Gelände zu arbeiten. Dazu hat das DCT nun eine G-Modus für Offroad-Einsätze und motorseitig wurde der Drehzahlbegrenzer um 900 Touren nach hinten versetzt. Ich selber fahre derzeit einen Tester und will ihn nicht mehr missen – tolles Gerät mit den richtigen Optimierungen für 2018.

Honda X-ADV

 

Africa Twin Adventure Sport

Letztes Jahr noch als Studie auf der Eicma die jeden Africa Twin Fan verzauberte, heute Realität. Zum 30.Geburtstag der Africa Twin bringt Honda eine wunderschöne Reiseenduro mit allem was man braucht um lange zu reisen unabhängig vom Untergrund.

Damit lange Etappen entspannt gestaltet werden können, haben die Ingenieure verstärkt an der Sitzposition gearbeitet und diese deutlich aufrechter gestaltet. Dazu wurde der Windschutz durch Anpassungen der Scheibe sowie Verkleidung entsprechend verbessert und die Offroad-Fähigkeiten erhöht. Ein um 5,4 Liter vergrößer Tank, lässt Strecken bis zu 500 Kilometern zu.

Und geht es doch mal etwas ruppiger zu, dann schützen massive jedoch harmonisch integrierte Sturzbügel sowie der Motorenschutz die wichtigsten Teile. Heizgriffe und Bordsteckdose für jegliche Art der Nutzung stehen selbstverständlich auch bereit. Längere Federwege und eine erhöhte Bodenfreiheit führen bei kleineren Piloten zwar zu Aufsteigestreß, erhöhen dadurch aber Komfort und Einsatzgebiet. Und damit das eh schon gute DCT mit den erweiterten Offroad-Möglichkeiten klar kommt, bekommt die Adventure Sport noch einen G-Modus sowie optimierte Fußrasten.

An der Standard Africa Twin wurde neben der elektronischen Gasannahme noch die Airbox in Verbindung mit der Abgasanlage optimiert um das Ansprechverhalten im mittlernen Drehzahlbereich zu verbessern. Dazu speckt sie noch 2,3 Kilogramm durch eine leichte Lithiom-Ionen-Batterie ab – zwei würdige Bikes zum Jubiläum.

Africa Twin Adventure Sport

 

CB125R

Beginnt einer Neo-Sports-Café Kariere? Ab sofort für jeden Einsteiger möglich, denn Honda nimmt den 13,3 PS starken Motor der CBR125R und pflanzt ihn ein stielvolles 126 Kilogramm leichtes Naked-Bike. Zwar ist dieses Leistungsmäßig nicht ganz vorne dabei, dafür wird durch die Kombination aus dem sehr leichten Gewicht und recht kurzem Radstand einem der Einstieg in die Motorradwelt extrem erleichtert. Durch eine geschickte Linienführung seitlich am Tank und dem Café-Racer anmutenden LED-Scheinwerfer, kommt die kleinste CB mächtig gut rüber – toller Start für eine Motorradkarriere.

Honda CB125R und CB300R (von rechts)

 

CB300R

Mit der 300er-Version der CB, möchte Honda ein etwas stärkeres Naked-Bike anbieten um Auf- oder Widereinsteiger ein entsprechend leichtes und handliches Motorrad zu bieten. Auch hier fällt der Radstrand extrem kurz aus, was sicher in unseren verstopften und engen Städten von Vorteil ist. 31 Pferdestärken und 143 Kilogramm sind zwar gut, doch hier bieten andere Hersteller schon seit längerem entsprechende Geräte an, die dazu noch optisch knackiger sind – endlich einer 300er von Honda in.

Honda CB125R und CB300R (von links)

 

CB1000R

Seit 2008 eroberte die CB1000R mit hier zeitlosen und aggressiven Linienführung die Herzen der Naked-Bike-Gemeinde. Jahr für Jahr wartete diese auf ein Update in Sachen Leistung und Elektronik, um der starken Konkurrenz etwas entgegensetzten zu können. Trotz ihrer „Untermotorisierung“ gelangen ihr noch Vergleichstesterfolgen im hohen Alter. Und dann fiel sie 2016 der Euro 4 zum Opfer bzw. aus dem Sortiment. Die Gerüchteküche hielt ihre Fangemeinde über Wasser und so wartete diese Sehnsüchtig auf den Nachfolger, auf das Power-Naked-Bike von Honda, auf eine nackte Fireblade mit 160-180 Pferden, eben auf eine echt böse CB1000R.

Dann wurde es Dunkel in der East End Studio Halle, ein runder LED Scheinwerfen leuchtete die Bühne aus, mit dumpfen Sound rollte die CB1000R in der Plus-Version, gesteuert von einem cool gekleideten Typen, auf die Bühne. Vito Cicchetti stellte kurz das Flackschiff der neuen Neo-Sports-Café Serie vor und dann nahm der Fahrer seinen Helm ab. Sekunden später, tosender Beifall, aber nicht (nur) wegen des Bike, sondern wegen keinem geringeren als dem 5-fachen Weltmeister in der Königsklasse „Quick Mick“ Mick Doohan.

„Quick“ Mick Doohan und die CB1000R+

Was halten wir davon? Keine böse dreinblickende CB1000R, keine nackte Fireblade mit mächtig Leistung sondern „magere“ 145 PS?! Die Blogger und Journalisten Gemeinde war gespaltener Meinung. Gefühlte 60% brachen in Begeisterung aus, der Rest war enttäuscht. Dazwischen gab es irgendwie nichts. Der Style polarisiert und hat mit dem Publikumsliebling nur noch die Einarmschwinge, Hubraum und den Namen gemeinsam.

Ist die Erste – so ging es mir – Enttäuschung verflogen und beschäftigt man sich detaillierter mit Ihr, so findet man 16% Mehrleistung die zum Landstraßenflitzen mehr als ausreichend sind, 5% mehr Drehmoment im wichtigsten nämlich dem mittleren Drehzahlbereich und dazu noch eine 4% kürzere Übersetzung. Laut Datenblatt zieht die CB1000R in den ersten 3 Gänge bis 130 Km/h deutlich spritziger und härter durch als die aktuelle Fireblade! Mit 212 Kilogramm ist sie zwar nicht die leichteste Nackte dafür aber gut 12 Kilo leichter als ihre Vorgängerin. Insgesamt kommt die Kilo-CB leichtfüßiger und abgespeckter daher obwohl Sitzhöhe (plus 5 Millimeter) als auch Lenkerdimensionen (12 Millimeter breiter und 13 Millimeter höher) etwas gewachsen sind. Technisch befindet sich die CB1000R natürlich auf dem allerneuesten Stand und bietet dem Piloten alle möglichen Fahrhilfen sowie Einstellmöglichkeiten. In der Plus-Version ist dann auch ein Blipper, Heizgriffe und weitere optische Highlights serienmäßig.

Eines ist klar, überzeugte CB1000R Fans werden sich erst an das neue Erscheinungsbild gewöhnen müssen. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, dieser ein „S“-Zusatz im Namen zu geben und der Ur-R eine härtere Optik zu verpassen. Fakt ist aber auch, dass Neues oftmals „Ängste“ schürt und Gedanken nach „Früher war alles Besser“ aufkommen lässt, die mit der Zeit und etwas Abstand dann doch in Freude wechselt. Eines hat Honda auf jeden Fall schon mal geschafft, man redet über die CB1000R und sie polarisiert – langweilig ist sie also nicht!

Erster Test wird zeigen was die neue CB1000R so drauf hat – optisch fesseln andere Dinge den Blick aktuell

 

CB4 Interceptor (Studie)

Und dann stand auf dem Messestand wieder die coole Konzeptstudie einer CB4 Interceptor mit der Honda ebenfalls auf die Neo-Sports-Café Zeitrechnung einstimmen möchte. Vor 5 Jahren noch sicher ein futuristischer Ausflug in die Zukunft, stellt dieses Design-Studie heute schon eher die Wirklichkeit und Machbarkeit dar. So soll die Vorrichtung vorne den Fahrtwind zusätzlich zur Energiegewinnung nutzen und im Cockpit ein Touchscreen alle Annehmlichkeiten moderner Informationstechnik bieten.

Honda CB4 Interceptor

Natürlich könnte man sich nun drüber auslassen, dass in der Zukunft wir keine Verbrenner mehr bewegen, doch dafür ist die Technik und der Markt bei weitem noch nicht bereit für. Diese extrovertierte Version es Café Racer macht mir auf jeden Fall viel Lust auf die Motorradzukunft.

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