Kurztrip zum Bosporus

Seit 50 Jahren produziert Bosch in der Türkei und genau so lange musste ich warten, um das Land einmal zu besuchen. Diese Woche hatte ich das Glück, einen Termin bei den Kollegen in Bursa zu haben und somit die Chance, zumindest einen Abend Bursa zu sehen und vor dem Rückflug noch eine Nacht in Istanbul zu verbringen. Drei intensive und beeindruckende Tage.

Anreise

Wer von Stuttgart nach Istanbul möchte, hat es einfach – dreimal täglich fliegt allein Turkish Airlines in weniger als drei Stunden hinunter. Also den ersten Flieger nehmen und los. Gelandet wird auf dem 2018 erbauten Istanbul Havalimanı, der zu den größten der Welt gehört und allein im Jahr 2022 mit 76,2 Millionen Passagieren das höchste Passagieraufkommen in Europa hatte. Wer von hier aus direkt nach Istanbul möchte, kann easy mit einem der unzähligen Taxis durchstarten. Ich musste aber erst nach Bursa, was wohl auch gut und nicht mal so teuer mit dem Taxi geht, Mietwagen war mir dann doch lieber.

Das Marmarameer überquert man easy über die Osmangazi Brücke

Auf perfekt ausgebauten Autobahnen, ging´s in gut 2 Stunden nach Bursa, eine Stadt, die für ihre osmanische Geschichte und ihre Thermalquellen bekannt ist. Sie liegt malerisch am Fuße des Uludağ-Gebirges, das im Winter ein beliebtes Skigebiet ist.

Bursa

Also schnell eingecheckt, leichte Kleidung an – es hatte am frühen Abend noch 36 Grad – und ab in die Stadt, durch den Hudavendigar City Park hinauf zur 1.Murat Hudavendigar Mosque, einer osmanischen Moschee aus dem späten 14. Jahrhundert. Natürlich ging ich auch gleich mal rein, Schuhe ordentlich ausziehen, ins Regal damit und rein. Hatte wohl die Gebetszeit erwischt und konnte diesen besonderen Moment, mal abseits aller touristischen Aufbereitungen, miterleben. War schon ein ganz besonderer Moment – muss ich wirklich jedem mal empfehlen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Von hier oben war es dann auch eindrucksvoll, wie groß Bursa ist und wie weit sich diese Stadt erstreckt. Noch schnell was futtern hier oben und dann wieder zurück durch enge und verwinkelte Einkaufsgassen, vorbei an der Mihraplı Kuran Kursu in Richtung Hudavendigar City Park, wo kurz vor Mitternacht noch immer die Hölle los war.

Blick auf die Mihrāb Moschee vom Hudavendigar City Park aus

Leider war´s das schon von Bursa, denn am zweiten Tag ging´s ins Werk und dann weiter nach Istanbul. Aber wenn man sich mit der Stadt etwas beschäftigt, wird einem schnell klar, dass man hier locker drei Tage einplanen sollte, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erleben zu können. Ich denk hier an den Grüne Komplex (Yeşil Külliyesi), Große Moschee Ulu Cami, Osman Gazi- und Orhan Gazi-Mausoleum oder den historischen Seidenbasar Koza Han.

Fahrt nach Istanbul – von Asien nach Europa

Ok, Job done, ab ins Auto und nach Istanbul. Das Thermometer zeigte nun 41 Grad und mein gemieteter Fiat war somit vom Stand weg auf Betriebstemperatur – irre! Eigentlich wollte ich mit der Fähre rüber, doch die Kollegen meinten, fahr lieber auf der Autobahn, dann noch durch den Eurasia Tunnel unterm Bosporus durch direkt an die Küste Istanbuls. Auf´s Wasser könnte ich dann immer noch mit einer Bosporus Rundfahrt.

Ohne Stau geht´s nicht nach Istanbul, aber man hat dann Zeit die Bauwerke zu bestaunen

Gesagt, getan, auch wenn der Verkehr und die Interpretation der Verkehrsregeln in der Rushhour einer 17-Millionen-Stadt schon eine kleine Herausforderung darstellen. Aber gerade der Eurasia-Tunnel hat sich gelohnt. Denn man muss sich die Bedeutung dieses Tunnels vor Augen führen. Er liegt 106 Meter unter dem Bosporus, ist 5.400 Meter lang und verbindet Europa mit Asien in nur 15 Minuten Fahrzeit.

Istanbul

Schon beeindruckend, diese Stadt. Bereits bei der Anfahrt spürt man den Puls dieser Metropole und man sieht auch an jeder Ecke, in welchem Land man sich befindet, denn die türkische Flagge weht hier überall – wirklich überall. Imposant sind besonders die mega Fahnen auf den Bergen rund um die Stadt. Egal in welche Richtung man blickt, eine majestätisch im Wind wehende Megaflagge fällt immer ins Auge.

Und dann der Verkehr! Aus 3 Spuren werden schnell 5 gemacht, überall hupt es und drückt sich ein Taxi oder Dolmuş rein, verpasst man die Spur und will noch rein, dann braucht es Nachdruck. Wobei, als einer sah, dass ich ein Mietauto hab, winkte er mich dann doch rein. Also Autofahren wird hier zur kleinen Herausforderung, wobei es nicht aggressiv wirkt.

Also, wieder schnell einchecken, was Leichtes anziehen und ab in die Stadt hoch zur Sultan-Ahmed-Moschee (die Blaue Moschee), dann weiter zur Hagia Sophia, welche einst eine Kirche, dann eine Moschee und heute ein Museum ist. Die Hölle los, um 18 Uhr noch immer heiß ohne Ende, aber beeindruckend. Jetzt schnell weiter in den schattigen und kühlen Gülhane Park, wo einen gleich zu Beginn das Mustafa Kemal Ataturk Denkmal begrüßt, bis hinunter zum İBB Sarayburnu Parkı auf der europäischen Seite. Nun rüber zum Eminönü Beach, der eigentlich kein Strand ist, sondern eher eine Anlegestelle für Fähren und Bosporus Rundfahrten.

Unzählige Impressionen während der Rundfahrt – hier geht´s zurück zum Anleger

Hier am Anleger, tummeln sich die Massen und wird man laufend wegen einer Rundfahrt über den Bosporus angesprochen. Handeln lohnt sich, denn kurz und knapp konnte ich für 150 Türgische Lira (aktuell 4,15 Euro) mir einen 90-minütige Rundfahrt sichern. Und die war es wert! Bei herrlichem Wetter, toller Sicht und warmem Wind ging es im Uhrzeigersinn bis hoch zur Fatih Sultan Mehmet Bridge, vorbei an zahlreichen historischen Bauten und dann wieder runter mit Blick auf Häuser und Anwesen, die mehr im Wasser stehen als an Land und wo einfacher mit dem Boot zu erreichen sind. Während der ganzen Fahrt kam man aus dem Schauen und Fotografieren nicht heraus – absolut zu empfehlen!

Zurück an Land dann wieder quer durch die Stadt hoch zur Sultan-Ahmed-Moschee in deren Sichtweite ich mich dann in auf einer schnugglichen Dachterrasse ein leckeres türkisches Bier und kaspisches Adana-Kebab untermalt vom Ruf des Muezzins gönnte. Mit Blick auf den Bosporus endete dieser eindrucksvolle Tag.

Schon fast kitschig – Blick auf die Sultan-Ahmed-Moschee kurz bevor der Muezzins spricht

Für die Rückreise hatte ich den letzt möglichen Flug mir gebucht, also nochmals Zeit um bis Mittags in die Stadt zu gehen. Leider noch immer extrem heiß, aber egal. Also wieder hoch zu den Moschenen und weiter zum Grand Bazaar. Muss man auch mal durch und die Vielfalt erleben sowie an den Gewürzen und Tees schnuppern. Zum Abschluss noch einmal zur Sultan Ahmed Moschee, hier die Obelisken Örme Dikilitaş und Theodosius sowie die Schlangensäule von Delphi bewundern. In die Moschee selbst wollte ich wegen einer gut 500 Meter langen Schlange nicht. Zumal man dort (zu Recht) in kurzen Hosen sowieso nicht gern gesehen ist.

Rundumblick über das Marmarameer und die Einfahrt zum Bosporus

Fahrt zum Flughafen

Zeit war auch um und da ich mir nicht sicher war, wie lange die Rückgabe des Fahrzeuges sowie einchecken dauern würde, plante ich genug Puffer ein und flitzte zum Flughafen. Google brachte mich hier super zum Flughafen, wobei ich zeitweise meine schnellste Route direkt durch die Stadt in Frage stellt – was ein Verkehr!

Am Flughafen ging es dann ratsfaz und ich war mit Auto abgeben, Ausreisecheck und Sicherheitscheck, in 45 Minuten (!) durch. Mit 2 Stunden hatte ich gerechnet, also nun genug Zeit durch die Shoppingmalls hier zu schlendern. Na dann – tekrar görüşürüz.

Fazit

Es waren nur zwei Abende, in denen man nicht wirklich was tiefgründig sich ansehen kann. Aber alles, was ich erleben durfte, war beeindruckend und sehenswert. Die Leute sind superfreundlich und herzlich. Ich bin froh, dass ich endlich mal hier war, und werde das auf jeden Fall wiederholen. Dann nicht im Hochsommer und eben mit viel mehr Zeit.

Die Türkische Fahne weht hier überall – schön war´s

👉🏻 Impressionen vom Kurztrip an den Bosporus

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