
Der neue Metzeler Roadtec 02 vereint Sportreifen-Performance mit Touring-Komfort. Dank adaptivem Profil, neuer Silica-Mischung und hoher Nasshaftung will er in jeder Lage überzeugen. Wir haben den Sporttouring-Reifen unter Extrembedingungen auf der Isle of Man getestet – mit überraschenden Ergebnissen.

Reifen gehören wohl zu den spannendsten Teilen am Motorrad. Sie beeinflussen entscheidend die Freude am Fahren und das Erlebnis Motorrad. Somit ist es umso wichtiger, dass dieses schwarze Gold der Motorradentwicklung standhält. Denn eine aktuelle Traktionskontrolle, dazu ein sportliches Kurven-ABS und satte Leistung können dem Gummi auf einer chilligen Tour ordentlich zusetzen und einiges abverlangen. Dazu kommen noch die gestiegenen Kundenwünsche ans große Abenteuer, die Reise bei jedem Wetter, mit viel Gepäck und Sozius oder eben auch mal eine sportliche Hausstreckenrunde. Mit dem neuen Roadtec 02 will Metzeler genau diesen Spagat meistern. Wir konnten den neuen Sprössling aus Breuberg für Euch auf der wohl legendärsten Motorradinsel der Welt testen – der Isle of Man.

Zwei zum Preis für einen
Nehm ich den Sporttouring- oder doch eher einen Supersport-Pneu? Eigentlich fahr ich ja mehr Touren, aber eigentlich will ich doch auch den Grip wie beim Sportler? Quälende Fragen, die man sich immer wieder aufs Neue bei der Wahl des richtigen Reifens stellt.
Metzeler hat nun die beiden Eigenschaften innovativ vereint – mit einem adaptiven Design des Laufflächenprofils. Die patentierte Technik nennt sich Dynatread – „Adaptive-Tread-Pattern“. Geht’s mal sportlicher zur Sache, legen sich die Flanken der schmalen Profilrillen in der Mitte zusammen, sorgen so für Kompaktheit, Stabilität in den Profilblöcken und vergrößern die Lauffläche. Das erhöht den Grip. Cruist man entspannt dahin oder kommt ins Nasse, sorgt genügend Negativprofil für Sicherheit und den nötigen Komfort.
Erst möglich wurde dies durch einen tiefen Griff in die Chemiekiste. Hier kam eine neuartige Voll-Silica-Mischung zum Einsatz, die das Aufwärmverhalten und die Elastizität des Gummis maßgeblich beeinflusst. Als Grundgerüst dient weiterhin der traditionelle 0-Grad-Stahlgürtel. Gepaart mit der ebenfalls bekannten Dual-Compound-Technik, bei der die Lauffläche auf Haltbarkeit und die Flanken – mit teilweise Slick-Bereich – auf Grip ausgerichtet sind. Dazu geht Metzeler mit dem Roadtec 02 auch gleich in Richtung CO₂-Neutralität und verwendet mindestens 43 % regenerative und recycelte Materialien.
Optisch unterscheidet sich der Roadtec 02 deutlich vom Vorgänger Roadtec 01. Das Profilbild erinnert eher an den früheren Interact Z8 und weniger an einen Regenreifen. Auf jeden Fall schmückt er jedes Bike und bringt den gewissen sportlichen Touch mit.

Mehr Nass-Grip-Erfahrung geht wohl nicht
Technisch gesehen ist alles angerichtet für einen grandiosen Tourtag auf der legendären Isle of Man. Der Präsentationsort wurde bewusst gewählt, denn hier kann man innerhalb einer Stunde alles erleben: Schnelle Landstraßen – ohne Geschwindigkeitsbegrenzung –, enge und verschlungene Ecken, Dreck und Sand auf der Strecke vom letzten Wolkenbruch und eben auch mal Regen. Also das klassische Szenario, das einen auf der Reise erwarten kann.
Wir hatten uns wohl den Tag ausgesucht, an dem Sturm und Regen die vorherrschenden Bedingungen waren. Dazu noch teils überflutete Straßen und Temperaturen im einstelligen Bereich.
Und so ging es bei 6 Grad, Sturm und Dauerregen am Morgen los in den Süden der Insel – Ziel war „The Sound Café Isle of Man“. Also gleich zu Beginn: Hardcore-Bedingungen! Nach wenigen Kilometern ging’s raus aus der Stadt und etwas flotter ans Gas. Hier stellte sich sofort ein wohliges Gefühl der Sicherheit ein. Der Grip war sofort da, und im Regenmodus der Triumph Street Triple RS griff die Traktionskontrolle quasi nie ein. Das Vorderrad gab selbst bei optimistischen Bremsmanövern – bis hinein in den ABS-Regelbereich – eine brillant klare Rückmeldung mit viel Grip. Selbst tiefe Wasserlachen konnten die Linie nicht beeinflussen und das Bike aus der Ruhe bringen.
Nach gut 50 Kilometern im Extremregen war das Vertrauen riesig, sodass wir quasi wie auf trockener Straße unterwegs waren. Wer schon einmal in den Genuss eines Rennregenreifens auf der Rennstrecke kam, wird dieses Gefühl beim Roadtec 02 auf der Straße wiederentdecken – klasse!

Supersport Feeling auf Abruf
Der Nachmittag wurde dann doch tatsächlich trockener, und wir konnten einige Kilometer auf auftrocknender Strecke genießen. Sehr positiv fiel gleich das Verhalten auf Bitumenstreifen und anderen glitschig-feuchten Stellen auf. Der Pneu bügelt einfach drüber, ohne irgendwelche Unsicherheiten zu erzeugen. Schnelles Umlegen war spielerisch und äußerst präzise möglich. Vorder- und Hinterrad agierten sehr harmonisch und quasi als „ein Reifen“.
Der Gummi fühlt sich selbst bei härteren Bremsmanövern sehr straff und direkt an, ohne dabei unkomfortabel zu werden. Die Vermutung, dass die sich ändernden Profilrillen ein schwammiges Gefühl erzeugen könnten, bestätigte sich zu keiner Zeit.
Abzuwarten bleibt, wie sich der Reifen im Verschleißfall verhält. Metzeler geht von 8.000–11.000 Kilometern vorne und gut 1.000 Kilometern mehr hinten aus. (Ja, hinten hält er länger als vorne – wobei ich immer beide Pneus zusammen wechseln würde!) Denn verringert sich die Gummidicke, wird auch der Effekt der sich aneinanderlegenden Profilflanken geringer, da sich das Verhältnis von Profiltiefe zu -breite ändert.
Auf dem gesperrten Streckenabschnitt des Mountain Course – extra für uns mehrere Kilometer freigegeben – konnte man es auch mal richtig sportlich angehen. Mit der Ninja ZX-6R eine echte Freude. Man brachte das Bike selten in den Regelbereich und konnte es extrem sportlich fahren.
Nebenbei bemerkt: Die Jungs bei der Isle of Man TT bewundert man nach solch einer Fahrt noch mehr. Hatte ich gerade mal knapp 180 km/h drauf, brettern die Jungs jenseits der 250 km/h – und das dauerhaft, mehrere Runden auf diesen engen Landstraßen entlang. Es ist unfassbar, welche Eindrücke man bekommt – das vermittelt das TV nur teilweise.
An die Grenzen konnten wir das Hinterrad nicht bringen. Aber selbst auf der schweren und mächtig starken Kawasaki Ninja H2 machte der Roadtec 02 eine super Figur. Sehr leichtfüßig im Handling und nachdrücklich in der Umsetzung der Kraft in Vortrieb. Der Pneu baut sehr viel mechanischen Grip vom Stand weg auf – auch bei einstelligen Temperaturen.
Ein Urteil, ob der Reifen nun deutlich leiser geworden ist – man spricht von bis zu 6 dB – möchte ich mir nicht erlauben, denn zum einen ist dies sehr subjektiv, und zum anderen waren durch die Bedingungen andere Geräusche dominierend.

Fazit
Da wurde doch wirklich eine neue Reifengattung erfunden – Supersport-Touring. Egal auf welchem Bike und bei welchem Wetter, der Roadtec 02 harmoniert hervorragend. Zwar hatten wir mehr Wet-Experience, doch auch auf den wenigen trockenen Abschnitten zeigte der Roadtec 02 sein supersportliches Potenzial. Im Nassen überzeugte er auf ganzer Linie mit hohem Gripniveau. Egal, welche Leistung übertragen werden sollte – er baut schnell den notwendigen Grip auf, selbst bei einstelligen Außentemperaturen.
👉 Impressionen vom Metzeler Roadtec 02 Test auf der Isle of Man
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