Most die Zweite – Wahnsinniges Niveau

Dieses Jahr sind wir im Rahmen der German-Motor-Masters, gleich zweimal, ca. 85 Kilometer südöstlich von Chemnitz, auf dem Autodromo Most. Wieder ein langes Wochenende mit 2 Rennen und der Chance die gute Tendenz diesmal wieder mit Punkten zu krönen. Lief es hier doch im Mai extrem gut mit einem 6.Platz im Regen und eine hart erkämpften 14.Platz im trockenen.

Unverwechselbar – der Blick vom Fahrerlager auf die Strecke in Most

Die Aussichten für´s Wochenende konnten besser nicht sein, denn bis auf ein kleines Gewitterrisiko am Sonntagnachmittag waren die Wetteraussichten spätsommerlich. So war auch die Reifenwahl nicht allzu schwer, da man quasi bereits am Morgen mit der Bridgestone V02 medium Mischung hinten starten konnte (vorne fahre ich eh immer nur soft!).

Pünktlich zur Streckenöffnung um 18.30 Uhr rollte ich am Autodromo an all meinen wartenden Kollegen vorbei ein (war mir schon peinlich, an allen wartenden vorbei zu rollen) und konnte schnell unsere Box beziehen. Gut so, denn an den Boxen bricht hier immer Stress aus, da es hier extrem eng zu geht und man später nur schwer eine passende Lücke zum Parken und ausladen findet. Stressig ist obendrein noch der Asphalt hinter den Boxen, da dieser das rollen von Transportwagen zum Abenteuer werden lässt wegen seinen Unebenheiten und Absätzen. Ansonsten ist die Anlage in Most inzwischen richtig schön und gepflegt geworden. Insbesondere die Strecke wurde gezielt instandgesetzt ist in einem Top Zustand.

Peter und Tina sorgen für das leibliche Wohl – immer wieder lecker – DANKE!

Einen top Anblick gab´s in meiner Box, denn Thomas #9 und Achim #150 hatten die 4 Wochen Pause seit Slovakiaring genutzt um sich jeweils eine neue BMW HP4-Race zu besorgen. Im Gespräch mit den Jungs fiel dann die Zahl 20 – so viele wurden wohl in den letzten Tagen an Cup-Fahrer verkauft! Irre, aber angesichts des aktuellen Preises (wohl unter 40.000 Euro), konnten viele nicht wiederstehen. Grundsätzlich viel Geld für ein Hobby-Race-Bike, doch betrachtet man die notwendige Einkaufsliste um eine aktuelle S1000RR auf Stand zu bringen, kommt man schnell auf selbigen Gesamtpreis – wer noch eine will, Harald Traub #313 hilft gerne weiter. Natürlich hätte ich auch Lust auf solch ein Bike, doch ich versuch´s mit nem Low-Budget-Racer.

Peter im Hintergrund bekommt seine HP4-Race erste noch geliefert – Thomas #9 (Mitte) und Achim #150

Das Freie Training begann für mich zuerst in der grünen Gruppe. Reichte meine 1:45:742 vom Mai leider nicht aus um bei den schnellen Jungs – und davon gab es hier extrem viele! – mitfahren zu können. Manchmal ist es aber auch gar nicht schlecht in dieser Gruppe zu fahren, da man entspannter seine Linien testen und finden kann. Und siehe da, es lief gleich mal so gut, dass es zum Mittag in die rote Gruppe ging. Das gute Gefühl vom Morgen konnte dann am Nachmittag hinter dem ein oder anderen Schnellen weiter gefestigt werden. Nach dem vierten freien Turn, montierte ich hinten den leicht angefahrenen Reifen vom letzten Rennen und stieg in die zwei Qualifikationssession ein. Mit konstanten 45-ziger Zeiten und einer 1:45:654 ging Trainingstag 1 zu Ende.

Auf der Suche nach Fixpunkten – der Streckenrundgang mit Stefan Nebel

Traditionell ist am ersten Abend immer Streckenrundgang mit Stefan Nebel und Co. Hier wird, auf eine sehr ansprechend und lustige Art, die beste Linie erklärt. Ich begnügte mich aber mit einem Fußmarsch um die Strecke, bei dem ich 3 oder 4 mal von Lucy überrundet wurde. Mein Fokus beim Rundgang lag auf die Curbs und die Möglichkeit diese überfahren zu können – einige tun es, einige nicht. Nach in Augenscheinnahme war mir dann klar, dass ich es auch versuchen werde (im trockenen!).

Vorbildlich – während wir chillen, dreht Lucy noch ein paar Runden

In den zweiten Tag kam ich gleich im ersten Turn mit einer 1:45:813 super rein und konnte in den zwei weiteren Quali-Turns mit konstanten niedrigen 45ziger und einer 1:44:409 in der letzten Runde meine Bestzeit erzielen, was mich positiv für´s Rennen stimmte. Kopfzerbrechen machte mir jedoch die Wärme, denn selbst am Vormittag wurde meine Fireblade mit ihrem Serienkühler nach 4 oder 5 Runden mit 105 Grad extrem heiß.

Zum Mittag dann wieder der klassische Ablauf vor dem Rennen, Reifen wechseln, ausreichend tanken, Bike komplett fertig machen, ne Kleinigkeit Essen und viel trinken damit es stressfrei ins Rennen gehen konnte.

Der neue Bridgestone V02 vorne – hohe Laufleistung mit klasse Grip

Auf der sauberen Seite ging es von Startplatz 22 aus ins Rennen. Schon irgendwie brutal, denn vor 2 Jahren wäre man mit dieser Zeit noch in Reihe 3 gestanden! Start war diesmal einer meiner besseren, obwohl ich doch wieder ein paar Positionen verlor und so auch in der Schikane eine schlechte Ausganssituation hatte. Dazu kam noch, dass Sven Kessler #177 mit Matthias Herrmann #293 kollidierte und vor uns zu Sturz kam. Die weite Route links herum war ebenfalls nicht optimal. Nachdem das Feld sich sortiert und ich den ein oder anderen Kollegen überholt hatte, ging es mit konstanten 44ziger Zeiten voran. Doch selbst eine 1:44:303 reichte nicht, um die Lücke zu schließen und so rollte ich als 18. durch´s Ziel.

Tag 3 sollte ich wieder in die grüne Gruppe – „und das mit einer 1:44:303!“ Nachdem ein Kollege in rot ausfiel, rückte ich nach und so ging es gleich um 9 wieder raus auf die Strecke. Die neuen Reifen vom Rennen wurden am Abend zuvor gegen meine „Restbestände“ getauscht, da es mir weniger um Bestzeiten, sondern mehr um Linien, überfahren von Curbs und den Test der Honda Startcontoll (im Volksmund auch Launch Control genannt) ging. Konstante Zeiten, einen guten Rhythmus und ein erster positiver Test der Launch Control, stimmten mich wieder sehr optimistisch für´s Rennen am Nachmittag.

Die Curbs können in der Tat voll mitbenutzt werden

Also ging es, bei nun doch sehr sommerlichen Temperaturen, raus in die Startaufstellung. Lüfter lies ich gleich laufen, da bereits am Start ordentlich Temperatur im Gerät war. Aus der Aufwärmrunde zurück, Startkontrolle mit „Lap“ und „Select +“ Taste aktiviert, Stefan Nebel verlässt mit seiner roten Flagge die Strecke, Kupplung ziehen, Gang rein, Ampel geht an, Gas voll aufgedreht, Drehzahl bei 8.000 am Anschlag, Spannung steigt, erste Kollegen zucken schon leicht, Ampel aus, Kupplung ordentlich raus lassen, weiter voll am Gas, 2.Gang, 3.Gang, die Blade schießt nach vorne, das Vorderrad steigt nur leicht nach oben, 4.Gang, weiter Vollgas – bäääm, bis vor auf P12. Dann wurde es wieder etwas enger und ich reihte mich irgendwo um 15 ein.

Es ging eng zu im 2.Rennen

Eine mächtige Kampfgruppe entwickelte sich, die quasi bis zum Schluss immer wieder Positionen tauschten und mächtig am Kabel zogen. Ab Runde 5 hatte ich wieder mein Hitzeproblem und fuhr mit 107-109 Grad Wasser durch die Gegend. Das kostet einfach Leistung, was beim rausbeschleunigen spürbar im direkten Vergleich war. Auf P15 ging es in die letzte Runde als Thomas Busch #9 Ende Start-Ziel den Notausgang nehmen musste und knapp vor mir wieder reinkam, ich nur kurz zuckte, was Sven Kessler #177 nutzte um uns beide zu schnappe – der Kerl kommt einfach immer super aus der Schikane ende Start/Ziel raus!

Nun war Thomas vor mir, der mit einem abbauenden Hinterreifen kämpfte und nicht mehr das Potential seiner HP4-Race aus Kurve 10 nutzen konnte. Ich kam ran, setzte beim Umlegen runter zu Kurve 13 außen an und mich innen rein, zog dann aber doch zurück, da es sehr optimistisch gewesen wäre. Naja, Thomas konnte dann noch auf der Gegengerade Sven ausbeschleunigen, was eigentlich mein Plan war, da ich hier immer deutlich mehr Überschuss hatte in den Runden zuvor. Am Ende reichte es nicht mehr und so kam ich auf P16 hinter den Jungs ins Ziel und war mächtig enttäuscht.

Zwar ohne Punkte, dafür mit einen guten Gefühl

Aber nur kurz, denn das Wochenende hat mich mächtig vorangebracht und das Verständnis für die Maschine und ihr Tun gestärkt. Extrem positiv waren meine Zeiten, denn niedrige 45ziger und gar 44ziger Zeiten, waren kein Problem mehr und konnten alleine gefahren werden. Dass die Launch Control so gut funktioniert, hätte ich mich nicht gedacht und lässt jetzt schon die Vorfreude auf´s nächste Rennen steigen. Einzig das Thema mit der Kühlung hat mir gezeigt, dass hier im Winter nachgelegt werden muss! Abseits des Renngeschehens war die vier Tag auch wieder toll, denn mit den ganzen Teilnehmern in Kontakt zu kommen und sich auch mal Abseits vom Racing zu unterhalten ist einzigartig. Natürlich ist das Niveau inzwischen extrem hoch bei der German-Motor-Masters, aber das hat auch was und treibt einen selber an besser zu werden. Also rundum ein gelungenes Wochenende! Wir sehen uns zum Saisonfinale in Oschersleben am 27. und 28.September.

Bilder vom German-Moto-Masters in Most
Bilder: Rainer Friedmann ‚Kraftrad‘, René Unger (Racepixx)

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