Alle zwei Jahre wird Köln zur Metropole für Motorradfans, denn dann steigt die Internationale Motorrad- und Rollermesse – kurz Intermot. Nahezu alle Hersteller präsentieren hier ihre Neuheiten für die kommende Saison und geben einen Einblick, wohin es in den nächsten Jahren gehen kann. Viele (wirkliche) Neuheiten kann man 2018 allerdings nicht bewundern, denn das Groh der Hersteller konzentrieren sich wohl eher auf die Eicma in Mailand, welche in gut 5 Wochen steigt. Dennoch muss die Intermot in jedem Kalender ein Pflichttermin sein, denn wo sonst kommt man so nah und ausführlich an quasi alles rund ums Bike ran?!
BMW
Eine wirkliche Weltpremiere hatten die bayrischen Motorenwerke nicht zu bieten, denn ihr GS Verkaufsschlager wurde bereits vor einigen Tagen präsentiert und von einigen Journalisten getestet. Dennoch steht die R1250GS und R1250RT im Mittelpunkt bei den Besuchern. Wobei das Highlight nicht sofort ins Auge sticht, denn optisch wurde nur mit feinem Bleistift an ihr gearbeitet. Der Knaller ist eher das Boxerherz. Denn hier stehen nun 84 Kubikzentimeter mehr Brennraum zur Verfügung, was 136 Pferde bei 7.750 Touren leistet und sagenhafte 143 Newtonmeter bei 6.250 Touren freisetzt. Diese 11 PS und 18 Nm Mehrleistung zum Vorgänger, verdankt der 1.254 Kubikzentimeter Boxer einer sogenannten „Shift Cam“ Technik, die eine Variierung der Ventilsteuerzeiten und des Ventilhubs auf Einlassseite ermöglicht. So arbeiten also zwei unterschiedliche Nockenwellen und sorgen durch ihre jeweils angepasste Geometrie für eine optimale Steuerung bei Teil- und Volllast. Die Fahrzeugelektronik steuert hier einen Aktuator, der die Einlassnockenwelle innerhalb von Millisekunden drehzahl- und lastabhängig verschiebt.
Supersportfans warten auf der Intermot allerdings vergeblich auf eine Neue S1000RR oder eine weitere sportliche Variante im unteren Hubraumsektor. Was man aber auf der Messe von Insidern so hörte, wird sie auf der Eicma oder bereits kurz vorher zu sehen sein.
Ducati
Dass Ducati in Köln kein Feuerwerk an Neuheiten abfeuert war klar, denn hierfür nutzen die Italiener ihre Heimatmesse Eicma. Dennoch präsentierte der Ducati Boss Claudio Domenicali gewohnt emotional die Abrundung der Scrambler Palette. So bekommen nun nach der Scrambler Icon auch die übrigen 800er Varianten Café Racer, Desert Sled und Full Throttle neue Farben, einen neuen LED-Scheinwerfer und schräglagenoptimiertes sowie abschaltbares ABS. Beim Motor vertrauen die Ducatisti weiterhin auf ihren 73 PS starken 90-Grad L-Motor mit 803 Kubikzentimetern.
Neben dem WM-Superbike von Chaz Davies und der MotoGP Maschine von Andrea Dovizioso, stechen die zum 25 Modeljubiläum limitierte und nummerierte Monster 1200 25° Anniversario sowie die neue Farbvariante der XDiavel ins Auge.
Honda
Mit einem tollen großen Stand präsentierte die Honda. Allerdings war dies auch das einzige Highlighte, denn bis auf neue Farben bei der Africa Twin Adventure Sport, den zwei CB1000R Umbauten vom Glemseck 101, gab es nichts Spannendes zu sehen.
Horex
Horex präsentiert sich auf der Intermot mit einem sehr edlen aber doch puristischen Stand. Der Fokus liegt hier auf der neuen sportliche Horex VR6 RAW in Nachtschwarz. Sie basiert auf dem kompakten Sechszylinder und drückt 163 PS mit 128 Nm. Des Weiteren bekommen die Classic und Café Racer ein umfangreiches Update. Erfreulich dabei ist, dass die Raw wohl bereits ab 35.500 Euro zu haben sein wird, was deutlich unter dem bisherigen Preisniveau des Kleinserienherstellers liegt.
Kawasaki
Die Drachenmänner setzten dieses Jahr auf den Nachwuchs und präsentierten eine sportliche verkleidete sowie eine Naked 125er-Variante für A1 Führerscheinbesitzer. Dabei sind sie optisch schön an ihre großen Vorbilder angelehnt und leisten mit ihrem flüssigkeitsgekühlte Viertakt-Einzylinder-Motor 15 PS und 11,7 Nm.
Gut doppelt so viel Leistung legen im kommenden Jahr die H2-Modelle oben drauf. So soll durch diverse Optimierungen der Lufteinlasse, Motorsteuerung und Zündkerzen die maximale Leistung auf sagenhafte 231 PS steigen (mit Ram-Air-Effet sogar auf 242 PS) und 141,7 Newtonmeter an der Kette zerren. Damit haben die grünen wohl das derzeit leistungsstärkste Serienbike der Welt am Start.
Den 10ern gingen die Ingenieure auch ans Herz und so bekommen die ZX-10R, ZX-10R SE sowie ZX-10RR nochmals einen kleinen Leistungszuwachs um 3 PS auf nun 203 Pferdestärken. Über den Quickshifter aus der Doppel-R dürfen sich nun auch die beiden anderen freuen.
Erfreulich ist das Comeback der ZX-6R, die mit 636 Kubikzentimeter auch 2019 bei den sportlichen sechshunderten mitmischen will.
Bilder vom Kawasaki Messestand
KTM
Die Mattighofener fokussierten sich in Köln auf die optische Auffrischung des Biestes 1290 Super Duke R und einer Stärkung der 1290 Super Duke GT. So leistet die tourentaugliche GT nun durch überarbeitete Resonatoren und Einlassventile aus Titan 175 PS mit 141 Nm. Dazu gab es ein neues Gesicht durch den überarbeiten LED-Scheinwerfer und in der Tankverkleidung angebrachtes LED-Kurvenlichter. Des Weiteren finden sich Detailanpassungen im Cockpit sowie eine modifizierte verstellbare Frontscheibe. Sehr erfreulich ist das überarbeitete Fahrwerk, welches nun noch sensibler auf veränderte Fahrzustände ansprechen soll und nun die Federvorspannung per Kopfdruck dem Ladezustand angepasst werden kann. Bei der Dämpfung stehen nun die Modis Comfort, Street und Sport bereit.
Suzuki
Back to the Routes oder einfach „Katana“ ist die Devise bei Suzuki. Wenngleich es mehr eine optische Spielerei ist, denn die Suzuki Katana basiert auf der GSX-S1000, was man bei detaillierter Betrachtung schnell feststellt. Gefallen wird sie sicher nicht jedem, wobei die Suzuki-Designer die in Italien designe Vorgängerin sehr ansprechend in die Neuzeit übertragen haben.
Im Supersportbereich gibt es nur maginale Optimierungen der GSX-R1000 sowie neue Farben und nun den serienmäßigen Blipper nicht nur in der Doppel-R Variante. Des Weiteren setzen die Japaner nun in der Erstbereifung auf den neuen Battlax Racing Street RS11.
Triumph
Die spektakulärste Präsentation am ersten Messetag fand zweifelsfrei bei Triumph statt. Zwar war es nicht das erwartete Feuerwerk an Neuheiten, dafür aber eine edle Präsentation der 900er Bonneville-Twins Triumph Street Scrambler und Street Twin. Für das Modelljahr 2019 wurde endlich dem Motor mehr Leistung zugesprochen, sodass er nun 65PS mit 80Nm abdrückt. Ansonsten gab´s an vielen Stellen detaillierte Verbesserungen an der Hard aber auch Software. Besitzer von A2-Führerscheinen wurden bei der Überarbeitung nicht vergessen, denn durch eine einfache Umrüstung beim Triumph-Händler, ist der Scrambler auf 48PS umrüstbar.
Auf die 1200er Variante warteten wir vergeblich. Dies wird wohl erst in 2-3 Wochen präsentiert werden und auf der Eicma zu bewundern sein. Einen ersten Vorgeschmack auf die kommende Moto2 Saison gab Arne Tode, der mit dem Testbike in die Halle fuhr und uns eine Soundkostprobe gab – Mega, wenn hier mal 30 Moto2 Geräte am Start Feuer geben werden.
Yamaha
Mit der Niken hat Yamaha unterjährig ja bereits für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Und so gönnen sich die Japaner auf der Intermot erst mal eine Verschnaufpause und spendieren nur ihren Sport Heritage Modellen XSR700 und XSR900 neue Farben. Ebenso ergeht es der MT-Modellpalette, denn sie bekommen nun die auffällige Night Fluo Farbe.
Eine wirkliche Neuheit ist die YZF-R125, die mit extrem sportlichem Design sicher die Jugend auf sich ziehen wird und mit ihren 15 PS, variable Ventilsteuerung, Antihopping-Kupplung, breiten Hinterreifen, Multifunktions-LCD-Display sowie Schaltblitz und Ganganzeige gute Argumente im Einsteigersegment für unter 5.000 Euro bereithält.
Und sonst so
Aprilia optimiert ihre RSV4 RR und RSV4 RF sowie die Tuono V4 1100 RR und Tuono V4 1100 Factory für die kommende Saison im Detail. So bekommen die Racer ein aktuelles Kurven-ABS und überarbeitete Öhlins Komponenten. Bei der nackten Fraktion bekommt die Factory ein elektronisches Fahrwerk sowie zahlreiche elektronische Updates. Bei der Standard V4 darf nun auch das Bosch Kurven-ABS für Sicherheit sorgen.
Ganz Groß hat Indian dieses Jahr in Köln aufgefahren und bereits am Vorabend zur Messe ihre FTR 1200 und FTR 1200 S präsentiert. Optisch wird hier schnell klar, dass Indian im Flat-Track Rennsport zuhause war und so finden sich hier zahlreiche Elemente wieder. Der Flüssigkeitsgekühlte 1.203 Kubikzentimeter große V-Twin Motor, leistet hier gute 120 PS mir 115 Nm. Übertragen wird die Leistung durch extra designte und Dunlop DT3-R Reifen, die das Flat-Track Erscheinungsbild abrunden.
Bei Moto Guzzi dreht sich alles um die V85 TT, mit der eine klassische Enduro 2019 wieder unser Straßenbild bereichern wird.
Stark vertreten waren auch Zubehör- und Helm Hersteller. Hier konnte man zahlreiche Neuheiten für die kommende Saison entdecken, was zum einen das Reiseerlebnis steigern wird, die Sicherheit erhöhen aber auch dem Individualismus keine Grenzen setzten wird. Das schwarze Gold durfte natürlich auch nicht fehlen, wobei von den Namhaften Herstellern nur Bridgestone einen großen Stand hatte, hier aber gleich 4 Neuheiten präsentierte – die wohl interessantestes ist der neue Hypersportreifen S22.
Messefazit
Nach einem langen Messetag fällt mein Fazit leider recht hart aus. Die Intermot 2018 war schön, man konnte wieder viele Bekannte treffen und sich über Trends austauschen, man war aber auch nach einer Stunde durch mit allen Neuheiten. Für 2020 müssen sich die Messe, aber auch die Hersteller fragen, ob es sich lohnt neben der Eicma eine weitere Bühne in diesem Ausmaß zu organisieren, wenn doch alle Neuheiten in Italien stehen.
Vielleicht ist es in zwei Jahren mit den Neuheiten auch etwas anders, da ab 2020 die neue EURO5 Norm eingeführt (verbindlich ab 2021) wird und dadurch wieder ein Feuerwerk an Neuheiten auf dem Programm stehen wird.
Für Motorradfans, die Hautnah dran sein möchten, ist sie allemal ein Muß im Kalender!
Ausführlicher Bericht zu Intermot. Hat mir gut gefallen daher hab ich mir erlaubt, ihn in meinem Beitrag zu verlinken.