10 Fragen an Ulf Böhringer zur Aprilia Tuono 660

Was kommt Euch in den Sinn, wenn ihr an Aprilia denkt? Mir ein powergeladenes V4-Aggregat das Gänsehaut verbreiten, ein bezauberndes sowie einzigartiges Design, viel Leidenschaft und Emotion, dazu noch die Kürzel RSV4 und Tuono V4. Zwei heiße Bikes, die dich extrem fordern und ihren Preis haben. Nun bringt der italienische Traditionshersteller aus Noale mit der Aprilia Tuono 660 einen kleinen nackten Ableger an den Start. Diesen „Baby-Donner“ (italienisch für Tuono) durfte unser erfahrener Motorradjournalist Ulf Böhringer im Februar vor den Toren Roms antesten. Hier meine 10 Fragen an ihn zur kleinen Tuono.

Schöne italienische Formen – die Aprilia Tuono 660
1) Italienische Bikes sind immer eine Augenweide. Wie war Dein erster Eindruck beim Gang zur Tuono 660?

Ein optisch sehr ansprechendes, kompaktes Motorrad, das großen Appetit auf kurvige Landstraßen macht.

2) Die ersten Meter mit ihr, was fiel Dir auf? Was ging Dir durch den Kopf?

Fährt die sich aber leicht! Und dazu kam ein vom ersten Augenblick an prima Eindruck vom sehr kräftigen Zweizylindermotor.

3) Sound – auch hier ist Aprilia schon immer ein Garant für Gänsehautmomente. Schaffen dies auch der 2-Zylinder?

Aber klar! Ob sie die gesetzlichen Vorgaben in der Praxis wirklich einhalten, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber der Sound ist gut. Wirklich lästig ist er aber sicherlich nicht.

Das 95 PS starke, 659 Kubikzentimeter große 2-Zylinder Aggregat
4) Wie läuft sie im untertourigen Bereich? Gerade auf engen Bergpässen mit langsamen Serpentinen? Hier kommt man bei der großen Schwester oft nur im ersten Gang halbwegs klar.

Das geht erstaunlich gut, denn untenrum ist die kleine Tuono deutlich potenter als erwartet. Spitzkehren lassen sich problemlos im zweiten Gang umrunden, die Gasannahme ist kultiviert.

5) Und fahrwerksseitig? Aprilia steht ja bekanntlich für Sportlichkeit. Kann das Fahrwerk mithalten?

Die Erwartungen an eine Aprilia erfüllt auch die Tuono 660. Sie ist straff abgestimmt, dadurch präzise und fahrsicher. Zugleich ist sie wesentlich komfortabler als ich das auf den oft sehr schlechten Straßen im Hinterland von Rom erwartet habe. Ich finde die Abstimmung geglückt.

6) Die Tuono 660 wirkt auf den Bildern eher zierlicher. Was denkst Du, finden auch Großgewachsene ihren Platz auf ihr und wie sitzt es sich insgesamt?

Ich bin von der Statur her ein absoluter Durchschnittsmann, messe 176 Zentimeter. Mir passt die Tuono 660 fast wie maßgeschneidert. Größer gewachsene Kollegen hörte ich nicht klagen; allerdings waren die auch alle ein paar Jahrzehnte jünger als ich :-)

Ergonomie für jede Körpergröße – hier finden man sicher seinen Platz
7) Erst bringt Aprilia das Superbike auf die Straße und legt dann die Naked-Version ein Jahr später nach. Bei der V4 funktionierte dies hervorragend – auch bei der „Kleinen“?

Ich bin die RS leider nicht persönlich gefahren, insofern kann ich den direkten Vergleich nicht anstellen. Aber ich finde, die Tuono ist sportlich, zugleich aber auch sehr zugänglich. Sie ist kein hölzernes Brutalo-Bike, sondern ein geschmeidiges, meines Erachtens auch für zierliche Mädels und auch für weniger erfahrene Leute gut geeignetes Motorrad. Und 183 Kilo sind ja echt ein Wort!

8) Aprilia will mit der Tuono 660 in der Naked-Bike-Mittelklasse mitspielen in der die Konkurrenz – denkt man an Street Triple, Duke 890 oder F900R – groß und stark ist. Kann sie das mit „nur“ 660 Kubikzentimeter?

Ich finde, sie beherrscht ihr Metier. Natürlich hat sie weniger Hubraum, aber der Motor ist zugleich elastisch wie auch drehfreudig, zieht prima durch und geht fein ans Gas. Ihr geringeres Drehmoment macht sie meines Erachtens mit dem sehr geringen Gewicht zumindest weitestgehend wett. Ich empfinde sie als harmonisches Motorrad.

9) Bei Aprilia bekommt man serienmäßig schon immer viel mitgeliefert. Stell Dir vor es wäre nun Deine, was würdest Du an ihr ändern oder dennoch direkt dazu bestellen?

Ich empfinde es als echten Fehler, dass Aprilia die Tuono nicht mit der Sechsachsen-Sensorbox ausrüstet. Man muss sie beim Händler nachrüsten lassen, was zwar relativ leicht geht, aber trotzdem Umstände macht. Mit dem sehr gut funktionierenden Quickshifter ist das nicht anders. Das Ganze nur, um den Preis 500 Euro niedriger als bei der RS ansetzen zu können; die hat beides serienmäßig. Wo ist das Problem, beide Versionen zum gleichen Preis anzubieten? Ich sehe da keines!

10) Deine erste Begegnung mit der Tuono 660 liegt nun schon einige Tage zurück. Was blieb Dir am meisten in Erinnerung?

Ich finde, die Aprilia Tuono 660 ist ein sehr „rundes“ Motorrad in seiner Kategorie: Zugänglich, sportlich und doch nicht unkomfortabel, mit guter Ergonomie und einem für seine Größe fulminant zu Werke gehenden Motor. Dass sie fünf PS weniger leistet als die RS ist geschenkt. Billig ist sie zwar nicht, aber sie ist ein Charakterbike. Eines, dass man gerne anschaut, ist sie zudem. Passt!

Bilder vom Test sowie Detailaufnahmen

Bilder: Aprilia

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.